Montag, 16. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. „Herr Wachtmeister, Verwahrraum sowieso …“, weiter komme ich nicht. Die Fistelstimme lässt etwas fallen. Anständig, wie ich bin, bücke ich mich, um es aufzuheben.
Sonntag, 15. Januar 1984 Sie kamen gestern Abend. Drei Kerle. Der erste ein ausgewachsener Gockel, der wie mein Stiefvater aussieht. Der zweite fürchterlich groß und kräftig wie mein Cousin Siegfried.
Samstag, 14. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür geht auf und bleibt einfach offen. Auf dem Gang diffuses Hin- und Her. Zögerlich wage ich einen Blick nach draußen.
Freitag, 13. Januar 1984 Die Nacht dauert ewig. Schlaflos quäle ich mich mit Erinnerungen. Herbst 1977 …
Donnerstag, 12. Januar 1984 Es passiert nichts. Viele Stunden brutale Stille. Zweifel kommen auf. Warum habe ich mir das angetan? Flashback ins Frühjahr 1983 …
Mittwoch, 11. Januar 1984 Die Klappe geht auf. Schreibzeug und eine Liste mit Rechtsanwälten werden durchgereicht. Ein kurzer Brief an irgendeinen von ihnen. Dazu eine Anlage mit der Überschrift „Ausreiseantrag“.
Dienstag, 10. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Dieses Geräusch entsteht, wenn ein Schließer mit genüsslicher Wucht die beiden Stahlriegel am oberen und unteren Rahmen der Zellentür mit Händen und Füßen aufkantet.
Montag, 9. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür fliegt auf. Ein großer alter Schließer mit niedlicher Fistelstimme und einem auffallend zartem Gesicht bellt „Heraustreten!“.
Sonntag, 8. Januar 1984 So sieht also eine Gefängniszelle von innen aus. Ungefähr so, wie ich sie mir aus Büchern über die Nazizeit vorgestellt habe. Fünf Schritte lang, drei Schritte breit.
Samstag, 7. Januar 1984 Das ist unsere letzte Chance. Wenn wir jetzt ein Märchen erzählen, würden wir aus der Nummer vielleicht noch mal rauskommen. Doch um das zu verhindern, habe ich den Zettel geschrieben.