Ostersonntag, 22. April 1984

Actio est Reactio“ – ob ich ich weiß, was das bedeutet, macht „Assi Blaschi“ einen auf Physiklehrer. Was die „lex tertia“ von Isaac Newton mit Hitler zu tun hat, gebe ich den Klugscheißer.

Das ist die Antwort auf meine Frage, die ich vorgestern gestellt habe (siehe Karfreitag, 20. April). Je extremer die Sozis links drauf sind, desto stärker schlägt das Pendel nach rechts aus.

Wenn ich mehr über die Person Hitler wissen will, soll ich das Buch „Anmerkungen zu Hitler“ von Sebastian Haffner lesen, sobald ich es vielleicht doch mal in den Westen schaffe. Wir bleiben im Osten, wo mehr Menschen braun sind, als die Polizei erlaubt.

Diesen Anachronismus hat sich die unsere Diktatur selbst zuzuschreiben. Unsere Führer tun so, als würde die DDR eine nazifreie Zone sein, weil alle Kriegstreiber und Nationalsozialisten in der BRD leben.

Das war von Anfang an totaler Unsinn. In den Nachkriegsjahren waren wir hüben wie drüben auf praktische Erfahrungen perfekt ausgebildeter Fachkräfte aus Nazibeständen angewiesen.

Ob ich wüsste, dass der Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der 6. Armee (Stalingrad), Friedrich Paulus nach seiner Kriegsgefangenschaft bis zu seinem Tod im „Tal der Ahnungslosen“ gelebt hat. Nein, natürlich nicht.

Und dass in den Anfangsjahren der Kasernierten Volkspolizei, dem Vorläufer der NVA viele Soldaten und Offiziere das Sagen hatten, die Jahre zuvor einen Eid auf Hitler geschworen haben. Nein, natürlich nicht.

Sobald die Aufbauarbeit erledigt war, mussten sie abtreten. Vielen wurde der Prozess gemacht. Bei der Gelegenheit war es den Stalinisten völlig egal, wer wann auf welcher Seite stand. Tausende wurden ein zweites Mal eingesperrt.

Ob ich mal im KZ Buchenwald war, holt „Blaschi“ noch weiter aus. Ja, in der achten Klasse, was mich damals sehr bedrückt hat.

Dann wüsste ich sicher auch, dass ausgerechnet dieses Lager nach seiner Befreiung durch die Amis von den Russen weiter betrieben wurde. Nein, natürlich nicht.

Sie ließen dort Menschen verhungern. Weil sie adlig waren. Wie zum Beispiel Joachim Ernst von Anhalt. Nachdem er in den letzten Kriegsjahren das KZ Dachau überlebte, wurde er nach Kriegsende erneut verhaftet. Diesmal verschwand er für immer.

Im KZ Sachsenhausen war es übrigens Heinrich George, der Vater von Götz George alias „Horst Schimanski“, der nach der Befreiung und Umfunktionierung in ein „Speziallager“ dort verreckte.

Mehr Beispiele gefällig, warum es in der Zone so viele Menschen gibt, die an einem 20. April mehr an Hitler als an Jesus denken? Nein danke – es reicht. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

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Matomo