Mittwoch, 21. März 1984 Heute Nacht mit Herzrasen aufgewacht. „Blaschi“, mein neuer Zellenkumpan eine Etage unter mir schnarcht noch tief und fest. Vom Schifahren im Riesengebirge geträumt.
Montag, 19. März 1984 Anders als sein „Vormieter“ Andi reagierte „Blaschi“ auf meine leise Gesangseinlage gestern Abend völlig gleichgültig. Ein geräuschvoller Furz aus seinem Auspuff hat ihn mehr erfreut.
Sonntag, 18. März 1984 Elfter Sonntag in U-Haft. Seit Montag als Strafgefangener. „Im Namen des Volkes“ neun Monate Knast kassiert. Das sind 274 Tage und Nächte. 72 habe ich hinter mir. Bleiben noch 202.
Freitag, 16. März 1984 Heute Abend vor zehn Wochen haben sie mich aus dem Verkehr gezogen. Seit vier Tagen und Nächten bin ich ein verurteilter Strafgefangener. Weitere 29 Wochen soll das so weitergehen.
Mittwoch, 14. März 1984 Wieder allein. Nachdem sie mich am Montag in meine Gefängniszelle zurückgebracht haben, war mein Kumpel Andi weg. Arbeit bekam ich auch keine mehr. Viel Zeit für Hirngespinste und Zahlenspiele.
Montag, 12. März 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür fliegt auf. Wir stehen stramm und ich melde „Herr Oberwachtmeister, Verwahrraum sowieso mit einem Strafgefangenen und einem Häftling belegt“.
Sonntag, 11. März 1984 Mein zehnter und vielleicht letzter Sonntag in dieser U-Haft. Dafür, dass es mir morgen an den Kragen geht, habe ich erstaunlich gut geschlafen.
Samstag, 10. März 1984 Noch 48 Stunden bis zum jüngsten Gericht. Extremes Kopfkino. Ich muss mich sattelfest konditionieren, damit ich vorm Kadi keine Schwäche zeige. Jetzt bloß nicht durchdrehen.
Freitag, 9. März 1984 Noch drei Tage und Nächte bis zum Prozess. Möglicherweise ist heute unser letzter Tag, an dem wir gemeinsam Bakelit-Stecker schrauben dürfen.
Donnerstag, 8. März 1984 Internationaler Frauentag. Seit 62 Tagen keine mehr gesehen. Noch vier Tage und Nächte bis zu meiner Gerichtsverhandlung. Mal sehen, wer da ist.