Freitag, 13.  Januar 1984

Die Nacht dauert ewig. Schlaflos quäle ich mich mit Erinnerungen. Herbst 1977 …

Mit dem Fahrrad von Halle-Neustadt über Holleben an Buna vorbei nach Merseburg. Kathrin besuchen. Auf der Schnellstraße hinter Schkopau auf der gegenüberliegenden Seite einer großen Kreuzung zwei tote Kinder. Unter einem LKW ein zerstörtes Fahrrad. Ein Krankenwagen und Polizei. Mir rutscht das Herz in die Hose. Mit weichen Knien weiter.

Eine halbe Stunde später klingle ich in der Karl-Liebknecht-Straße 14. Sie macht auf. Schwarze Locken in einem schneeweißen Pullover. Mit einer Nudel im schönsten Gesicht der Welt. Sooo süüß. Wir fallen uns in die Arme und knutschen. Ein irrer Duft nach zarter Creme.

Im August haben wir uns in einem Ferienlager auf Rügen kennengelernt. Mit einem Kniff in meinen Arsch hat sie mich ungeniert angemacht. So ein hübsches Ding. Liebe auf den ersten Blick. Muschelkette am Jasmunder Bodden. Romantik am Ostseestrand. Disco mit ABBA, Smokie und Boney M. Und immer wieder knutschen. Wirklich traumhaft. Besser gehts nicht. 

Wir gehen rein, wo sie mit ihrer Mom lebt, die auf Arbeit ist. Die Wohnung ein Loch. Dunkel, klein und ungeheizt. Aber aufgeräumt, sauber und gemütlich. Irgendwas stimmt hier nicht. Es riecht anders als ein Altbau sonst müffelt. Ein paar Dinge, die nicht ganz passen. Exotischer Kleinkram. Schicke Klamotten. Verdächtig kurze Antworten auf manche Fragen.

Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür geht auf. Ein Kalfaktor kippt warmes Wasser ins Waschbecken und legt eine Rasierklinge auf die Konsole. Rasieren und Katzenwäsche. Irgendwann geht die Klappe auf. Ein Frühstück wird durchgereicht. Zwei „Bemmen“ mit Marmelade und ein Becher Muckefuck. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽… 

Matomo