Ein Cobol zum Schnuppern (1)

Als Dinosaurier unter den Programmiersprachen verpönt und von Business-Programmierern bevorzugt – das ist Cobol. Wenn Sie es kennen lernen wollen, dann ist Utah Cobol eine günstige Alternative zu anderen Programmen.

Cobol steht für Common Business Oriented Language und ist eine kaufmännisch orientierte Programmiersprache. Sie entstand in den 60er Jahren auf Initiative des amerikanischen Verteidigungsministeriums, eine leicht erlernbare Programmiersprache für die eigene Buchhaltung zu entwickeln. Lange Zeit nur auf Großrechnern verfügbar und nach wie vor angeblich zum Aussterben verurteilt, gibt es für PCs inzwischen gut zwei Dutzend mehr oder weniger teure Compiler. Besonders preiswert ist Utah Cobol Version 4.0 von Ellis Computing.

Für 189 Mark erhalten Sie auf einer 5-1/4-Zoll-Diskette eine menügesteuerte Benutzeroberfläche mit einem integrierten Cobol-Compiler (CC), einem Texteditor (EDIT), einem Runtime-Modul (RUN) zur Ausführung von Utah Cobol-Programmen und einem Fehler-Report-Programm (ERRORS) zur nachträglichen Auflistung von Compiler-Meldungen. Außerdem ist das Runtime-Modul (VIDPOP) als Schnittstelle zum Maskengenerator SAYWHAT?! enthalten. Das 325 Seiten umfassende englische Handbuch mit zahlreichen Beispiel-Programmen ist in einem leicht verständlichen Stil geschrieben. Utah Cobol funktioniert auf PC/XT/AT und Kompatiblen ab DOS Version 2.0 und höher.

EDIT kann alles, was für Programmierer wichtig ist. Sie können Blöcke kopieren, verschieben, laden und speichern. Zeichenketten lassen sich mit und ohne Zwischenfrage suchen und ersetzen. Außerdem können Sie DOS-Kommandos ausführen, ohne EDIT zu verlassen. Leider wird die Position des Cursors an keiner Stelle im Editor in Zahlen angezeigt. Die Umschaltung (Toggle) von Zeichen überschreiben auf Zeichen einfügen verstellt sich wie bei einem Basic-Interpreter sofort wieder, nachdem Sie die Cursor-Tasten verwendet oder die Zeile verlassen haben. Eine automatische Tabulator-Funktion (Sprung des Cursors in die Spalte, in der die obere Zeile begonnen wurde) wie zum Beispiel in Turbo Pascal gibt es nicht.

Cobol wurde erstmalig 1968 vom American National Standards Institute (ANSI) standardisiert. 1974 aktualisiert, gelten jetzt die Richtlinien des ANSI-85-Standards. Utah Cobol ist eine Mischung aus dem 74er und 85er-Standard und geht zum Teil auch eigene Wege.

Cobol Programme müssen Sie in einer genau definierten Form codieren. Jede Zeile ist in Bereiche aufgeteilt. Die Spalten 1 bis 6 dienen der Zeilennummerierung, um die Sie sich allerdings nicht zu kümmern brauchen. Die Spalte 7 dient der Markierung von Fortsetzungs- und Kommentarzeilen. In den Spalten 8 bis 11 (Bereich A) beginnt die Bezeichnung der DIVISIONs, SECTIONs und PARAGRAPHs. Die Aufnahme aller Cobol-Anweisungen geschieht in den Spalten 12 bis 72 (Bereich B). Utah Cobol bietet eine Erleichterung des ANSI-Standards, in dem es für Programme mit weniger als 99999 Zeilen die ersten vier Spalten statt sechs für die Zeilennummerierung akzeptiert. Dadurch verschieben sich die Bereiche jeder Zeile um zwei Spalten nach links.

Jedes Cobol-Programm ist in vier Abschnitte (DIVISIONs) in fest vorgegebener Reihenfolge gegliedert:

IDENTIFICATION DIVISION.
ENVIRONMENT DIVISION.
DATA DIVISION.
PROCEDURE DIVSION.

Quelle: PC Magazin PLUS, Juli 1988

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