Zeig mir, was sich machen lässt

Gute Nachrichten sind ein gutes Mittel gegen Doomscrolling. Eigene Good-News-Rubriken haben bereits vienna.at, salzburg24.at, kontrast.at und etliche mehr.

Mir gefällt das vor allem dann, wenn die Meldungen auf praktische, konstruktive Lösungen verweisen können. Statt von possierlichen Tieren und glücklichen Einzelfällen möchte ich erfahren, was geklappt hat und was demnächst funktionieren könnte. Das ist übrigens ziemlich genau das Motto unserer Redaktion.

Ein Beispiel: Dass wir öfter mit Starkregenereignissen rechnen müssen, ist klar. Michael Praschma hat sich darum angesehen, wie der Katastrophenschutz sich darauf einstellt (Seite 15). Am operativen – und vielfach ehrenamtlichen! – Ende der Alarmierungskette fehlt es sicher nicht. Was gebraucht wird, sind vor allem belastbare Prognosen. Vom Forschungszentrum VRVis gibt es bereits ausgereifte Software, die für ganze Landstriche dreidimensional modellieren und darstellen kann, wann das Wasser bis wohin steht. Auch vor Ort ist im Ernstfall ein verlässliches Lagebild die wesentliche Entscheidungs- und Handlungsgrundlage. Deshalb hat der burgenländische Landesfeuerwehrverband begonnen, mit Drohnen zu experimentieren – mit gutem Erfolg. Dass Multikopter mit Wärmebildkamera in zahlreichen Szenarien, von der Aufklärung bis zur Vermisstensuche ausgezeichnete Dienste leisten, schildert der Schlussbeitrag auf Seite 17.

Am anderen Ende der Klima-Logik, bei der Dekarbonisierung setzt der Beitrag von Dirk Bongardt an: „Elektrostahl mit Grünstrom“ (Seite 4) heißt das Ziel, das Voestalpine derzeit anvisiert. In Donawitz und Linz entstehen ab kommendem Jahr neue Stahlproduktionsanlagen, die mit Lichtbogenöfen arbeiten. Bereits ab 2027 sollen damit 3 bis 4 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden – fast 5 % der gesamten jährlichen Emissionen in Österreich. Gute Nachrichten, finde ich. In anderen Fällen liegt die Lösung sogar schon fix und fertig vor.

Österreichische Seilbahntechnik ist weltweit gefragt, und zwar nicht nur am Berg: In London, Koblenz, La Paz oder Mexico City ist bereits die „Trambahn im Anflug“ (Seite 12) und gondeln Stadtseilbahnen über den Dächern. Neben dieser „Mobilität auf Plus-1-Ebene“ bleiben allerdings immer noch die Straßen, auf denen eher früher als später autonome Fahrzeuge zu erwarten sind, die miteinander und mit der Infrastruktur kommunizieren müssen. Bei der Erprobung kombiniert die Virtual Vehicle Research GmbH virtuelle und reale Teststrategien. Und ein Forschungsprojekt der TU Graz hat für Entwickler kürzlich die freie vehicle-CAPTAIN toolbox auf GitHub veröffentlicht (Seite 14).

Selbst dem Eskapismus kann Friedrich List eine konstruktiv-informative Seite abgewinnen. Oder hätten Sie gewusst, woher die Musik auf Netflix kommt? Oft genug, woher auch sonst: aus Wien. Hubert Tucmandl hat nämlich mit seiner Vienna Symphonic Library eine unvergleichliche Sammlung musikalischer Klangwelten eingespielt – Streicher, Konzertflügel, Bläser etc. in unterschiedlichen Gruppen, Ausdrucksformen und mit der Charakteristik unterschiedlicher Räume. Das ist der digitale Stoff , aus dem die Serienträume der Streaming-Services sind (Seite 10).

Und wenn sogar das nicht Ihre Sache ist, dann haben wir noch etwas ganz Individuelles für Sie: unsichtbare Aligner, mit denen sich noch im Erwachsenenalter die Zähne gerade rücken lassen (Seite 8). Allerdings braucht es dazu manchmal 30 oder mehr solcher Zahnschienen. Die Dental Manufacturing Unit aus Puch bei Hallein hat deshalb eine vollautomatische Laserschneidanlage entwickelt, die solche Maßanfertigungen passgenau fertigt – in einer Minute. Damit Sie auch gut lachen haben, wenn Sie gute Nachrichten bekommen.

Quelle: IT-Unternehmen in Österreich stellen sich vor 1/2023 in c’t 26/23

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