Sonntag, 3. Juni 1984 Der Rest der Woche war erträglich. Wenn es einen Stresswert auf einer Skala von null bis zehn geben würde, schwankt er je nach Tageszeit zwischen drei und neun.
Donnerstag, 31. Mai 1984 Als ich am Dienstagabend wieder zu mir kam, kniete Rudi über mir, der mich ins Leben zurückgeholt hat. Neben ihn kauert der Muskelprotz, der wie ein Geisteskranker grinst.
Dienstag, 29. Mai 1984 Im Nachhinein hat sich das Wochenende doch sehr gelohnt. Auch wenn ich keine ruhige Minute für einen Brief an meine Eltern gefunden habe. Dafür durfte ich am Montag einen fetten Lohn für meine praktischen Künste kassieren.
Sonntag, 27. Mai 1984 Das Wochenende war durchwachsen. Statt Zwangsarbeit anderer Stress. Keine Zeit für einen Brief an meine Eltern. Ruhe haben geht anders.
Freitag, 25. Mai 1984 Der Stress ist gigantisch. Überall Lärm. Nirgends Ruhe. Stillgestanden! Marschkolonne. Totale Fremdbestimmung. Keine Zeit für nichts. Ständig Hunger. Unverhohlene Drohungen. Diffuse Angst. Endlose Tage. Kurze Nächte. Alles wiederholt sich:
Mittwoch, 23. Mai 1984 Im Morgengrauen werden wir lautstark geweckt. Sofort raus und stillgestanden. Kurze Meldung und Zählung.
Montag, 21. Mai 1984 Die Piste ist grausam. Sie ist sechs steinerne Fliesen breit und einen halben Häuserblock lang.
Samstag, 19. Mai 1984 Freitagnachmittag hat sich der Wind wie befürchtet gedreht. Es ist kaum zu glauben, dass Jens und ich gemeinsam in einer Zelle im finalen „Verwahrhaus“ gelandet sind.
Donnerstag, 17. Mai 1984 Die gemütlichen Zeiten sind endgültig vorbei. Heute sind wir eine Woche hier. Jeden Augenblick können wir auf die Gebäude gegenüber verlegt werden.
Dienstag, 15. Mai 1984 Der dritte 213er ist ein sympathischer Muskelprotz vom Typ „KJS“-Gladiator. Ein kluger Kopf, der als Schwimmer anfing und als Bodybuilder aufhörte. Entsprechend großartig ist sein Körper geformt, was im Strafvollzug Fluch und Segen ist.