Mittwoch, 11. April 1984 Der lange Brief von Antje schwirrt mir immer noch im Kopf herum. Vor über drei Monaten habe ich mich aus ihrer Welt verabschiedet, in der ich 492 Tage und Nächte gerne gelebt, viel gelernt und gutes Geld verdient habe.
Montag, 9. April 1984 Schon wieder von Antjes Brief geträumt. Kein Wunder, nachdem ich ihn gestern gut und gerne zehnmal gelesen habe. Wenn sie wüsste, wie gut mir die banalen Dinge tun, die sie mir geschrieben hat (siehe Samstag, 7. April).
Samstag, 7. April 1984 Gestern Abend vor drei Monaten verhaftet. Das sind 92 lange Tage und Nächte, die ich buchstäblich weg vom Fenster bin. Noch 183 vor mir, wenn sie mich zurück in den Osten entlassen und das ganze Drama von vorne beginnt.
Donnerstag, 5. April 1984 „Greifswalder Schriftsteller mit sieben Buchstaben“, geht mir „Assi Blaschi“ auf den Sack. „Fallada“, antworte ich wie aus der Pistole geschossen (siehe Mittwoch, 18. Januar).
Dienstag, 3. April 1984 „Leipziger Regenhaube mit vier Buchstaben“, geht mir„Assi Blaschi“ schon wieder auf die Nerven. „Keine Ahnung“, knurre ich ihn grimmig an.
Sonntag, 1. April 1984 Mein 13. Wochenende im Knast. Seit 86 Tagen und Nächten eingesperrt. Noch 188 vor mir. Das sind sechs Monate plus fünf Tage und Nächte. In 1.224 Stunden ist Halbzeit.
Samstag, 31. März 1984 Von Mord und Totschlag geträumt. Kein Wunder, nachdem mir „Blaschi“ gestern Abend die wahre Geschichte vom Kreuzworträtselmord erzählt hat, der 1981 in Halle-Neustadt geschehen ist.
Freitag, 30. März 1984 Vor lauter „Kathi“-Historie ganz vergessen, was ich gestern auf den einzigartigen Brief meines Stiefvaters geantwortet habe (siehe Dienstag, 27. März):
Donnerstag, 29. März 1984 Eine „Backmischung mit fünf Buchstaben“, nervt „Blaschi“ schon wieder. Meist habe ich eine Antwort. Doch diesmal fällt mir echt nichts ein. „Das. Musst. Du. Wissen!“, bohrt er nach.
Dienstag, 27. März 1984 In Gedanken gratuliere ich Marion zum Geburtstag, die heute 18 wird. Muss ja keiner wissen, dass ich sie mag (siehe Dienstag, 28. Februar). Genau wie Manfred Krug, mit dem alles anfing. Und Armin Müller-Stahl. Und Nina Hagen. Und wie die vielen Künstler heißen, die Farbe bekannt haben.