Montag, 21. Mai 1984

Die Piste ist grausam. Sie ist sechs steinerne Fliesen breit und einen halben Häuserblock lang.

Das sind mehrere Hundert stumpfe Fliesen, die mit Handbürsten „auf Hochglanz“ zu schrubben sind.

Sie verbinden vier Trakte einer Station. In jedem Trakt zwei Zellen mit bis zu 20 Knackis, die den ganzen Tag über sie trampeln und Dreck hinterlassen.

Vor dem vergitterten Treppenhaus und dem Waschraum mit den Pissbecken ist es am schlimmsten.

Wenn alles so aussehen soll, wie vor dem gering frequentierten „Erzieherzimmer“, sehe ich schwarz. 

Zu zweit würden wir Stunden oder die ganze Nacht brauchen. Das werden wir kaum durchhalten. Ohne Plan haben wir keine Chance.

Wir teilen uns auf. Jens und ich nehmen uns jeweils drei Fliesenreihen vor und schrubben uns systematisch in Trance. Wie beim Rüben hacken (siehe Sonntag, 15. April).

Die Abnahme läuft überraschend friedlich. Nach wenigen Stunden dürfen wir zu Tode erschöpft in unseren Schlafraum. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

💡 Sie haben einen Linkedin-Account? Dann können Sie meinen Newsletter „Der 18-Jährige, der einen Zettel schrieb und verschwand“ abonnieren ✔︎ 

Matomo