Mittwoch, 15. August 1984 „Mariä Himmelfahrt“, orakelt Harald. Noch nie davon gehört. Mit einem Kribbeln im Bauch aufgewacht. Draußen geschäftiges Treiben. Widerhallende Motorengeräusche wie in einer Traktorenhalle.
Sonntag, 12. August 1984 Langsam aber sicher geht mir die Stasi auf den Keks. Sie lässt sich verdammt viel Zeit. Anders als in Berlin-Hohenschönhausen, wo viel Böses geschieht (siehe Dienstag, 17. April).
Sonntag, 5. August 1984 Mit „Autobahn“ von Kraftwerk im Hirn aufgewacht. Lange nicht mehr so entspannt geschlafen. Und das ausgerechnet in einem Stasiknast.
Mittwoch, 1. August 1984 Wir fühlen uns wie die vier Musketiere. Nur einer will nicht mehr dazugehören. Er klopft an die Zellentür. Die Klappe geht auf und ein Offizier fragt mit eisiger Miene, was los ist.
Dienstag, 31. Juli 1984 Keine Ahnung, wo ich hier gelandet bin. Drinnen sieht es wie in einem ordinären Knast aus. Kleiner als Magdeburg. Moderner als Greifswald. Älter als die Frohe Zukunft.
Montag, 30. Juli 1984 Nach dem Frühstück wie jeden Werktag im Gleichschritt zur Zwangsarbeit. Plötzlich „Halt!“. Ein paar Namen werden aufgerufen. Meiner ist auch dabei.
Sonntag, 29. Juli 1984 Aus einem Alptraum aufgewacht. Auf ein Kettenbett gefesselt. Weil ich im Schlafraum von Nobl durchgedreht bin.
Samstag, 28. Juli 1984 Vorgestern hatte ich ein äußerst merkwürdiges Gespräch mit unserem schönen Offizier. Der mit den herrlich blauen Augen (siehe Samstag, 23. Juni).
Sonntag, 22. Juli 1984 Das Gespräch mit Peter war überraschend gut. Er hat sich ernsthaft darüber gefreut, dass ich ihn überhaupt um seine Meinung gefragt und nicht einfach „durchgezogen“ habe.
Samstag, 21. Juli 1984 Die gute Nachricht zuerst. Beim Duschen am Mittwoch bin ich durch die Kontrolle geschlüpft. Im Keller und beim Verlassen haben wir uns so gruppiert, dass mein linker Rücken meist verdeckt blieb.