Wie empfindlich die Lieferketten einer globalisierten Wirtschaft sind, haben wir in den vergangenen Monaten mehrfach erfahren müssen – und erleben es immer noch. Großunternehmen und kleinen Handwerkern fehlen Material und Komponenten.
Die Containerschifffahrt ist komplett aus dem Takt, und bei Redaktionsschluss ging die Alarmmeldung durch diePresse, dass man Weihnachtsgeschenke bitteschön am besten bereits im Oktober ordern solle. Haben Sie das getan? Zwar sind die Lieferketten großteils gewaltig gestrafft worden, doch die Folgen für die Zielmärkte zeigen sich oft erst Wochen und Monate später. Wenn es zu spät ist.
Nun hat – so weit wir wissen – niemand mit Absicht die „Ever Given“ im Suezkanal verkeilt. Dass aber Solar-Winds an seine Kunden ein kompromittiertes Update für die Netzwerkmanagement-Plattform Orion ausspielte, ist – da sind sich die USA sicher – auf russische Hacker zurückzuführen. Es dauerte Monate, bis die Katastrophe bemerkt wurde, die Folgen sind immer noch nicht abzusehen.
Gleichzeitig erfasst die digitale Vernetzung immer mehr Bereiche. Kfz-Mechaniker legen Herstellern eine direkte Leitung zu den Telemetriedaten aus der Werkstatt (Seite 12), innovative Fintechs und Insurtechs etablieren sich als neue Schnittstellen zwischen Banken, Versicherern und deren Kunden (Seite 15). Wie will man da noch verhindern, dass über die legitimen Datenzugänge der IT-Services-Lieferkette Schadsoftware ins Unternehmen gespült wird?
Ein Großteil der vernetzten Wirtschaft hält sich immer noch die Augen zu und wiederholt das Mantra des Mittelstands:
„Wir sind so klein, sind viel zu klein, um ein interessantes Ziel zu sein.“
Warum das im Zeitalter der Cloud nicht lange gut gehen wird, zeigt Dirk Bongardt in seinem Beitrag zum Cyber Supply Chain Risk Management (Seite 10).
Von derartigen Generalangriffen einmal abgesehen, sind gezielte Attacken über E-Mail-Anhänge und kompromittierte Websites offenbar ungebrochen erfolgreich. Die derzeitige Ransomware-Schwemme trifft immer öfter die IT-Infrastruktur von Versorgern, Behörden, Kommunalverwaltungen und anderen öffentlichen Stellen – ein Grund, warum IT-Sicherheit ein Themenschwerpunkt auf der diesjährigen Kommunale in Nürnberg war. Schulungen sind hier der erste Schritt zur Besserung:
„Awareness ist alles“ hat David Schahinian seinen Report überschrieben (Seite 17). Und weil verlässlich funktionierende Infrastrukturen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind, ist Mehmet Toprak gleich losgezogen, um herauszufinden, welche Landkreise und Kreisstädte sich als attraktive Standortalternativen zu den Metropolen positionieren. Seinen Bericht aus der regionalen Wirtschaftsförderung finden Sie ab Seite 7. Die Liste umfasst ein Dutzend Beispiele aus der Südhälfte Deutschlands, von Aschaffenburg bis Traunstein.
Aus einer ganz anderen Welt berichtet dagegen Friedrich List. Seine Story (Seite 14) beginnt auf dem Mars und führt über den Ingenuity-Helikopter direkt nach Kaiserslautern bzw. Zweibrücken. Dort hat nämlich Prof. Achim Trautmann einen der Hubschraubersensoren maßgeblich mitentwickelt – Anlass für einen Rundflug über die Mikro- und Nanotechnologiezentren in Bayern und Baden-Württemberg.
In Ausgabe 2/2020 hatten wir bereits eine Schwerpunktgeschichte zur Verkehrswende, die sich allerdings auf Wasserstoff als Alternative zum Elektroantrieb konzentrierte. Leserzuschriften haben – zu Recht – bemängelt, dass es durchaus noch andere Optionen gibt, namentlich Biomethan.
Diesen Aspekt holen wir in diesem Heft nach, auf einer „Busfahrt mit Biogas“ (Seite 4). Die Augsburger Stadtbusse z.B. fahren bereits seit etlichen Jahren mit Agrarabfällen, und zwar nicht schlecht. Immerhin: Dass wir das Biogas erst jetzt liefern, daran sind nicht die Lieferketten schuld.
Quelle: IT-Unternehmen aus der Region (Süd) stellen sich vor 2/21 in c’t 24/21