Legenden Live sind besser als Spielfilme von der Stange

Wer das Video im Heft erlebt, den berührt es. Wenn B.B. King mit »Someone really loves you« harte Jungs zu Tränen rührt, sollte klar sein, warum Konzertmitschnitte wertvoller sind als Hollywood-Junk.

JOAN BAEZ IST EINE LEGENDE

Folk ist Geschmacksache. Folksongs von Joan Baez sind Geschichte. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie sie vor der bizarren Kulisse liebeshungriger Strafgefangener in der Justizvollzugsanstalt von Ossining alias Sing Sing am Hudson River in den Staaten der frühen 1970er-Jahre mit der Klampfe in der Hand ihre Frau steht und mit der kleinen Schwester den Häftlingen aus der Seele singt. Es dauert keine zwei Akkorde, bis auch der Letzte zuhört, egal, ob oder was er verbrochen hat. Dieser Auftritt gehört in jede Liebhabersammlung.

B.B. KING IST EINE LEGENDE

Blues ist viel Improvisation. Bluesriffs von B. B. King sind eine Rarität. Es ist fast schon peinlich, diesen berühmten Mann einem Gefängniswärter im Habtachttonfall »Sir« antworten zu hören, als er sich seinen zwei Tage zuvor endlich autorisierten Zutritt zu einem der berüchtigsten Gefängnisse der Welt verschafft. Keine Spur von der Coolness der Blues Brothers, für die ein Auftritt von King im Cook County Jail die Vorlage war. Die Blues-Ikone schafft es, mit so wenigen Worten zu Tränen zu rühren, dass Mitheulen erlaubt ist.

SING SING IST EINE LEGENDE

Sing Sing klingt lustig, ist es aber nicht. Kaum zu glauben, dass dieses Gefängnis am Hudson River im Bundesstaat New York vor eineinhalb Jahrhunderten von den Insassen selbst erbaut wurde und heute noch in Betrieb ist. Wem beim Anblick des elektrischen Stuhls im Museum von Ossining kein kalter Schauer über den Rücken läuft, dem ist nicht zu helfen. 641 Menschen wurden dort hingerichtet, unter anderem die Atomspione Ethel und Julius Rosenberg. Keiner geht freiwillig nach Sing Sing. Joan Baez und B. B. King haben es getan.

ÄI WI DI SI STEHT FÜR AUDIO VIDEO DIGITAL COMMUNICATION

Es ist Zeit für ein neues Magazin in Deutschland. Ein Blatt für digitale Unterhaltung, das den Computer nicht länger ignoriert. Ein Forum für moderne Genießer, die Lust auf komfortable Technik haben. Eine Zeitschrift wie AVDC, die im wahrsten Sinne des Wortes Computer mit Entertainment vernetzt. Die faszinierende Welt fernbedienbarer Gigahertz-Boliden, hochauflösender Flachbild-TVs und vorführfreundlicher Wohnzimmer-Komponenten von ihren besten Seiten zu präsentieren, dafür steht dieses Heft. Und weil bereits genug Wiederholungen im Fernsehen laufen und andere Magazine mit längst gesehenen Film-DVDs langweilen, stehen bei AVDC wahre Legenden, einzigartige Fotografien und das geschriebene Wort ganz oben auf dem Programm. Was halten Sie davon? Schreiben Sie uns an avdc@vnu.de. Es gibt auch was zu gewinnen (siehe Seite 10).

FREUDE AM LESEN WÜNSCHT IHNEN

THOMAS JANNOT, CHEFREDAKTEUR

Quelle: AVDC Juni 2005

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Matomo