Wussten Sie schon, dass man für 16 Mark wahnsinnig schnell Daten zwischen zwei PCs verschicken kann? Weak Link bietet dies. Dabei brauchen Sie nicht einmal auf den gewohnten Umgang mit DOS zu verzichten!
Obwohl Weak Link die Kopplung zweier PCs im Sinn hat, ist es weder mit einem Terminal-Programm noch mit einem Netzwerk vergleichbar. Ist die Verbindung beider PCs hergestellt, lässt sich nur ein PC bedienen. Dafür kann man aber über die Laufwerke des anderen PCs fast uneingeschränkt verfügen. Ob es sich dabei um eine 5-1/4- oder 3-1/2-Zoll-Diskette, Festplatte oder gar RAM-Disk handelt, ist egal.
Der Lieferumfang von Weak Link beschränkt sich auf eine 5-1/4-Zoll-Diskette. Sie enthält neben den Treiber-Programmen Installations-Programme im Sourcecode. Mit ihnen können die Programme auf eine 3-1/2-Zoll-Diskette übertragen werden. Ein Basic-Interpreter wird allerdings vorausgesetzt. Die englische Dokumentation muss man sich selbst ausdrucken. Sie enthält aber alle notwendigen Informationen.
Weak Link unterscheidet bei den verbunden PCs zwischen Master und Slave. Man muss sich vor Inbetriebnahme entscheiden, welcher Computer welche Funktion übernehmen soll. Den Master-PC wollen wir Ali und den Slave-PC wollen wir Ede nennen. In unserem Beispiel harrt Ali als aufgemotzter XT mit einem 5-1/4-Zoll-Diskettenlaufwerk und einer 60-MByte-Festplatte tagelang im Kämmerlein aus und wartet auf Susi, seine Benutzerin. Diese liegt mit Ede, einem Laptop mit zwei 3-1/2-Zoll-Disketten-Laufwerken am Strand und testet Public Domain-Programme. Zu Hause angekommen, häufen sich die Probleme. Nicht nur die Echtzeituhr ist mal wieder ausgefallen. Die besten Spiele möchte sie gerne auf der Festplatte vom XT haben. Eine Übertragung von fünf vollen 720-KByte-Disketten wird mit einem herkömmlichen Datenübertragungs-Programm ungefähr 51 Minuten dauern.
Weak Link schafft das in rund 4 Minuten. 115 200 Baud (das sind etwa 3,5 volle DIN-A4-Seiten Text pro Sekunde!) Übertragungsgeschwindigkeit sorgen nämlich für Power, die andere Programme mit 9600 Baud locker in den Schatten stellt. Dazu wird Ede entmündigt und an Ali angeschlossen. Für Ali gilt nach korrekter Installation folgendes:
Laufwerk A = Alis A Laufwerk C = Alis C Laufwerk D = Edes A Laufwerk E = Edes B
Mit COPY E:*.* A:/V
ist die Sache erledigt. Verify (/V) deshalb, weil Kontrolle anfangs besser als Vertrauen ist.
Die meisten externen DOS-Kommandos wie CHKDSK
, SYS
, XCOPY
, APPEND
, JOIN
, SUBST
und ASSIGN
sowie sämtliche internen Befehle funktionieren. Nortons Hilfsprogramme, zum Beispiel Speeddisk und Disktest sind für Weak Link kein Problem. FORMAT
, DISKCOPY
, BACKUP
und RESTORE
werden mit einer Fehlermeldung sauber abgebrochen, ohne dass Ede oder Ali im Wald verschwinden. Auch der Commodore PC 10 als Master-Computer schaffte es, Word 4.0, ein etwas kompliziertes Programm, mit Pfadangabe in 80 Sekunden über die RS232 von Ede zu laden. Allerdings scheiterte der Versuch, innerhalb von Word auch noch PC-Tools, ebenfalls nicht ganz einfach, über die Schnittstelle zu holen. Sinnlose Fehlermeldungen mit einem abschließenden SYSTEM HALTED waren die letzten Grüße. Dass dies eigentlich funktionieren müsste, wird der Test eines Low-Cost-Netzwerkes in unserer nächsten Ausgabe beweisen.
Weak Link ist leicht zu installieren. Mit 256 KByte RAM und DOS 2.0 oder höher sind Sie dabei. Außerdem ist für jeden Rechner eine serielle Schnittstelle nötig, die dem Standard RS232 beziehungsweise V.24 entspricht. Zumindest sollte auf ihr der Kommunikations-Chip 8250 vorhanden sein. Übertragungskabel gibt es inzwischen in jedem besseren Kaufhaus oder beim Verkäufer selbst. Allerdings müssen Sie auf die Anzahl der Pole je Schnittstelle achten. Es kann durchaus sein, dass die RS232 an Ede nur 9 Pole und an Ali satte 25 hat! Für solche Fälle gibt es aber Adapter.
Beide PCs erhalten in der Datei CONFIG.SYS Weak-Link-Treiber mitgeteilt und werden zur Benutzung neu gebootet. Während unseres Tests gabe es keine Probleme mit anderen Treibern wie ANSI.SYS oder KEYBGR. Soll die Verbindung stehen, wird bei Ede das Kommando PS eingegeben. Tastatur und Bildschirm von Ede bleiben danach so lange im Wartezustand, bis dort die Verbindung durch die Eingabe der Taste Q
(Quitt) abgebrochen wird. Über Parameter kann man zwischen den seriellen Schnittstellen COM1 bis COM4 wählen. Dies macht sich besonders dann gut, wenn man außer Weak Link noch eine Maus und ein Modem benutzt. Weiterhin ist die Baudrate veränderbar.
Mit SHARE wird die Anzahl und die Reihenfolge geändert, die Ali von Ede bekommen soll. Allerdings ist mit 16 Laufwerken die Grenze erreicht, wobei Laufwerk I durchaus Laufwerk X werden darf. Mit einem zusätzlichen Parameter wird bei Bedarf die Zahl der logischen Laufwerke begrenzt oder erweitert. So kann man aus Sicherheitsgründen die eine oder andere Floppy vom Zugriff des Master-PCs ausschließen.
Aus der Vielzahl der erhältlichen Datenübertragungs-Programme ist Weak Link für 16 Mark mit Sicherheit eine willkommene Alternative. Gegen Aufpreis ist auch eine Registrierung beim Hersteller möglich, so dass man regelmäßig mit Updates rechnen darf.
Quelle: PC Magazin PLUS, Juni 1988