What About TWENTY2X? Bedingt berichtenswert. Oder: Was von der CeBIT übrig bleibt …

Als CeBIT-Veteran, der seit Mitte der 80er so gut wie jedes Jahr vor Ort war, habe ich Mitte März 2021 die TWENTY2X PowerWeek „besucht“.

TWENTY2X PowerWeek, Tag 1

Mein erster Eindruck nach einer Stunde: Etwas hölzern, improvisiert und ohne jeden Sexappeal. Die fünf Diskussionen und Vorträge zum Thema Data Management am 16. März waren inhaltlich wirklich gut – wer damit leben und/oder arbeiten muss; dem hätten sie durchaus etwas Motivierendes, Bestätigendes und vielleicht sogar Neues vermittelt.

Die Referenten kamen sehr gut rüber, manche besser, keiner wirklich schlecht. Der Moderator (Hartwig von Sass) war gewohnt professionell – für meinen Geschmack und das Format jedoch eine Spur zu routiniert und aufs Tempo drückend. Für Kontroversen blieb keine Zeit.

Die technischen Pannen störten mehr als bei der secIT Digital by Heise, die drei Wochen zuvor stattfand, blieben aber im Rahmen des Vertretbaren. So hatte ich z.B. so gut wie keine Probleme gehört oder gesehen, während andere Teilnehmer etwas monierten. Wenn es mal hakte, genügte ein Reload der Browser-Session. Das mit dem Brand im Rechenzentrum, den Hartwig immer wieder entschuldigend in den Ring warf, klang wie eine schwache Ausrede. So laufen größere Online-Events eben, wenn man aus dem „Wohnzimmer“ und eben nicht (so wie die secIT) aus einem Studio mit brachialer Technik sendet.

Interaktionen gab es bis auf die Chat-Möglichkeit zumindest am ersten Tag keine. Keine Umfrage. Keine Show-Effekte. Nichts. Reine Vortrags-Berieselung, die nur funktioniert, wenn mir als Teilnehmer die Themen wirklich unter den Nägeln brennen und ich mich während der Sendung von 9:30 bis 13:30 keinesfalls unterbrechen oder von Wichtigerem ablenken lasse. Das dürfte das größte Problem dieses Formats sein …

Zum Schluss waren immerhin noch 45 Personen in der Teilnehmerliste zu sehen – wie viele davon Event- oder Messe-Mitarbeiter, kann ich nur schätzen: vielleicht 5 bis 15; der Rest müssten tatsächlich echte Teilnehmer, möglicherweise aber auch nur Kollegen der Referenten oder Unterstützer aus verbunden Unternehmen gewesen sein.

Erstes Fazit: Eintrittsgeld würde ich dafür keines ausgeben. Aber als kostenfreie Veranstaltung war der erste Tag der TWENTY2X PowerWeek ganz manierlich. Allerdings, wie eingangs erwähnt, ohne jeden Sexappeal, den die secIT Digital definitiv hatte.

TWENTY2X PowerWeek, Tag 2

Der zweite Tag lief deutlich holpriger. Dieser Eindruck kann aber ganz ehrlich dadurch entstanden sein, dass ich anders als am Tag zuvor nur etwa fifty-fifty meiner Aufmerksamkeit den fünf Diskussionen und Vorträgen zum Thema Workplace Management schenken konnte, wodurch Störungen um so heftiger auf- und ins Gewicht fielen.

Dafür realisierte ich zum ersten Mal, dass zwei oder drei Sponsoren Vorträge gehalten haben oder halten würden. Das würde erklären, warum manche Vorträge „nur“ bessere Produktvorstellungen waren, die mich durchaus interessier(t)en, wenn ich genau deshalb eine Messe wie z.B. die gute alte CeBIT besuch(t)e. Auch andere Vorträge enthielten Werbespuren, die dem Ganzen etwas „Geschmäckle“ verliehen, ob nun gesponsert oder eben nicht. Im Vergleich dazu war die secIT deutlich transparenter.

Am Anfang des zweiten Tages der PowerWeek waren es ca. 80 Teilnehmer, die den Vorträgen folgten. Ganz zum Schluss, gegen Mittag, immerhin noch über 40. Mindestens zwei Vorträge enthielten diesmal Interaktionen: Einmal eine improvisierte Umfrage über den Text-Chat. Und ein zweites Mal – Überraschung (!) – eine vollintegrierte Umfrage, die man direkt am Bildschirm beantworten und das Ergebnis live verfolgen konnte. Die eingesetzte Event-Software (edudip, https://www.edudip.com/de ) kann also mit den Teilnehmern interagieren. Nur wollen, müssen die Referenten selbst.

Zweites Fazit: Mal sehen, ob ich mir den dritten Tag noch antue …

TWENTY2X PowerWeek, Tag 3

Die fünf Diskussionen und Vorträge zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit am dritten Tag der Powerweek klangen im „Vorverkauf“ wesentlich langweiliger als sie inhaltlich tatsächlich waren. Einige Referenten waren richtig gut, obwohl sie sehr wahrscheinlich auch „nur“ Sponsoren oder in eigener Sache unterwegs waren. So richtig transparent war das leider nicht, was man einer Heise-Veranstaltung sehr viel übler nehmen würde. Gefühlt kam es am dritten Tag zu deutlich weniger Störungen als am zweiten. Am Anfang waren es wieder um die 80 Teilnehmer, zum Schluss etwas mehr als 40.

Drittes Fazit: Alles in allem kein Vergleich zum Programm der secIT Digital by Heise. Aber auch nicht völlig irrelevant. Mit einem Studio „live“ aus einer Messehalle – ich verstehe echt nicht, warum die Deutsche Messe diesen Joker nicht gezogen hat – plus deutlich mehr Werbung im Vorfeld und auf zwei statt drei halbe Tage komprimiert, hätte das Format vielleicht doch den Hauch einer Chance. Aber mit ca. 80 plus 40 geteilt durch zwei = 60 Teilnehmern im Mittel abzüglich eigener Leute und/oder involvierte Unterstützer sehe ich schwarz – leider: Denn eine funktionierende TWENTY2X „Hybrid“ als Plan B zu einer eventuell erneut ausfallenden Live- bzw. Präsenzveranstaltung im Juni würde der Branche gut tun.

PS: Über den Button Mediengalerie am Ende der News auf der Website der TWENTY2X PowerWeek gibt es neben einem Rückblick aufs Programm und Videoaufzeichnungen auch faktenreiche Vortragsfolien als PDF zum Download.

💡 Sie haben einen Linkedin-Account? Dann können Sie meinen Newsletter „Der 18-Jährige, der einen Zettel schrieb und verschwand“ abonnieren ✔︎ 

Matomo