Vielleicht wundern Sie sich über unser Titelbild. Es zeigt das Dortmunder Zentrum für Kunst und Kreativität (seit 2010) bzw. das Kellereihochhaus der Dortmunder-Union-Brauerei (seit 1927) – und es zeigt vor allem, dass Einfalls- und Erfindungsreichtum zugleich Neues schaffen und Vergangenes bewahren können.
Nächstes Beispiel: der Innenhafen Duisburg. Er ist einerseits Denkmal und Ankerpunkt auf der Route der Industriekultur und, wie der Dortmunder Königswall, eine riesige Kunstmeile; andererseits gehört er immer noch zum gigantischen Hafensystem Duisburg-Ruhrort – und das ist heute ein globaler Containerumschlagplatz geworden, ja eine „multimodale Güterverkehrs- und Logistikplattform“. Und der nächste Schritt steht kurz bevor: 2019 wurde das „Versuchs- und Leitungszentrum Autonome Binnenschiffe“ (VeLABi) beschlossen. Wenn alles nach Plan geht, ist der Simulator kurz nach Redaktionsschluss dieses Heftes von Staatssekretär Dr. Hendrik Schulte eröffnet worden. Erste Testfahrten seien bereits für 2021 geplant, berichtet Friedrich List in seinem Report auf Seite 14.
Autonome Binnenschiffe könnten außerdem den Vorteil umweltfreundlicher Antriebe bringen, sodass die Metropolregion doppelt entlastet wäre. Die passenden Studiengänge zur Energiewende hat Mehmet Toprak zusammengetragen (Seite 16): „Green Energy“ heißt das Stichwort. Als Abschluss winken Bachelor oder Master z. B. in Energiewirtschaft und Informatik (Aachen), Nachhaltiger Entwicklung (Bochum), Energiewirtschaftsingenieurwesen (Krefeld, Mönchengladbach) oder Energiesystemtechnik (Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen).
Dass sich auf diesem Gebiet auch in der Forschung einiges tut, beweisen die letzten Zahlen zu Existenzgründern aus der Uni heraus: Ganze 57 dieser Spin-offs sind der Umwelt-, Klima- und Energietechnologie zuzuordnen. Noch mehr, nämlich 105, starten in Medizintechnik oder Gesundheit, und die mit Abstand meisten (434) bieten IT-gestützte Dienstleistungen an. Den Bericht dazu – mit elf spannenden Spin-off-Beispielen – gibt es auf Seite 6.
Noch ein weiteres Spin-off könnte in absehbarer Zeit hinzukommen. Denn an der Ruhr-Universität Bochum arbeitet eine Forschungsgruppe um Prof. Dr. Martin Hofmann an einer Technik der quantenelektronischen Datenübertragung, die sich als revolutionär erweisen könnte – sie ist deutlich schneller als alles Bisherige und benötigt dazu nur einen Bruchteil der Energie. Wie diese sogenannte Spintronik funktioniert, erklärt Ariane Rüdiger ab Seite 6.
So viel zum Neuen – aber wir wollten doch auch vom Alten berichten. Von den Unternehmen der Region, die ihr Geschäftsmodell so clever gebaut und angepasst haben, dass sie Marktführer in ihrem Segment geworden sind. Von diesen „Hidden Champions“ gibt es in Nordrhein-Westfalen nämlich die meisten, ganze 332. Manche, etwa Vorwerk und devolo, sind eher publikumsbekannt als versteckt, aber beste Beispiele dafür, dass die Marktposition an Innovationen hängt. Bei anderen Firmen gelangt ihr exzellenter Ruf nur selten über die Branche hinaus.
Ein Beispiel im Bericht von Kai Tubbesing (Seite 10) ist Beckhoff Automation; das Unternehmen ist vom Elektrohandel zum Industrie-4.0-Pionier aufgestiegen und hat mit EtherCAT eine offene Feldbus-Alternative geschaffen. Oder Saertex. Der Weltmarktführer macht das, was Leichtbau-Verbundstoffe im Innersten zusammenhält: sogenannte Gelege aus Glas-, Carbon- und Aramidfasern. „Prosit!“, sage ich dazu („nützen soll es!“). Eher nicht mit einem Stößchen Union, das irgendwie nicht mehr dasselbe ist, aber vielleicht mit einem Uerige. Das kann ich mir aus der virtuellen Installation „Public Brewing“ der Düsseldorfer Hausbrauerei ziehen (Seite 8), aber in echt.
Quelle: IT-Unternehmen aus der Region (PLZ 4-5) stellen sich vor 1/2020 in c’t 24/20