Insgesamt ist die Funkabdeckung an Rhein und Ruhr sagen wir einmal: relativ flächendeckend und gar nicht so schlecht. Das ist logisch: Ballungsgebiete sind die attraktivsten und ersten Ausbauziele der Provider. Wie gut das Netz jeweils ist, hängt allerdings stark vom Anbieter ab. Und vom genauen Standort, ob in der Kölner Altstadt oder in Erwitte. Auf der Autobahn und im Zug zwischen Dortmund und Bochum muss man ohnehin mit allem rechnen. Ich wage die Prognose: Das wird auch so bleiben.
Während diese Zeilen entstehen, läuft die 5G-Frequenzauktion in Mainz noch. Es ist aber bereits klar, dass den Netzbetreibern bald viel Geld fehlen wird – ab der 5-Milliarden-Marke wurde sogar den Versteigerern mulmig. Schließlich brauchen die Bieter ja noch eine Menge Mittel, um dann den 5G-Netzaufbau auch zu stemmen. Dass diese Mammutaufgabe ohnedies nicht ganz glatt von der Hand gehen dürfte, setzt Dirk Bongardt in seinem Schwerpunktbeitrag ab Seite 10 auseinander.
Die gute Nachricht: Das kann Ihnen egal sein. In der 5G-Diskussion wird beharrlich übersehen, dass ultraschneller Mobilfunk mit rekordkurzen Latenzzeiten nicht für uns Menschen gedacht ist – selbst für Videostreaming reicht LTE (4G) ganz gut aus. Von den spezifischen 5G-Leistungen profitieren können dagegen in Zukunft die künstlichen Intelligenzen autonomer Fahrzeuge und jetzt schon die Maschinen der Industrie 4.0, die vernetzte Produktion, die gesamte Wirtschaft im deutschen Westen, die bis heute die stärkste des ganzen Landes ist. Hier haben die Unternehmen bereits auf digital umgestellt, das zeigen die Beispiele, die Friedrich List aus der Region aufführt (Seite 16):
Größen wie Henkel haben sich strategisch komplett neu aufgestellt, Grohe steckt schon mitten im IoT-Geschäft und rüstet die Badezimmer mit Tropfensensorik aus, andere Firmen wie die Harting-Technologiegruppe sind selbst Connectivity-Lösungsanbieter. Parallel dazu entstehen neue und größere Rechenzentren in der Region – auch weil sich die DSGVO-geplagten Kunden auf die Standortvorteile örtlicher Cloud-Dienste und Colocation-Provider besinnen (Seite 8). Ebenso haben die Hochschulen die Zeichen der Zeit erkannt und bieten spezialisierte Internet-of-Things- und Big-Data-Studiengänge an, zum Beispiel in Köln und in Trier (Seite 4). Das sind gute Strategien gegen den Fachkräftemangel.
Bleibt die Frage, wie die Fachkräfte in die Arbeit fahren. Dass die Energiewende auch eine Verkehrswende sein wird, zeichnet sich für Dieselfahrer mittlerweile ab. In Nordrhein-Westfalen gibt es jedoch etliche vielversprechende Mobilitätskonzepte (Seite 14). So hat Köln die Möglichkeiten für Carsharing-Standorte ausgeweitet, und der ÖPNV dehnt seine Kapazitätsgrenzen mit smarten Effizienzlösungen aus. Hinzu kommen E-Roller und Experimente wie die Umweltfahrspuren in Düsseldorf. Vor allem aber gelangt das Fahrrad als Transportmittel wieder zu Ehren, meist in Gestalt von Pedelecs bzw. E-Bikes.
Womit wir definitiv bei der Energiewende wären. Denn die Ladestationen für die Elektrofahrzeuge, die zwei- wie die vierrädrigen, sind nur eine der Aufgaben, die es noch zu erledigen gilt. Vor allem wird es darum gehen, die Vielzahl der Einspeiser von Wind-, Wasser- und Sonnenenergie ins Netz zu regeln (Seite 12). Smart Grids und die Sektorenkopplung sollen das schaffen. Derzeit werden eifrig Power-to-X-Umsetzungen getestet, die überschüssige Energie zwischenspeichern können. Das Forschungszentrum Jülich gehört auf diesem Gebiet zu den deutschlandweit wichtigsten Instituten. Und Unternehmen wie Stornetic zu den interessantesten dieser Szene. Die Firma hat für RWE am Rande des Tagebaus Inden bei Jülich 24 Schwungradspeichermaschinen aufgestellt, die Leistungsschwankungen im Netz ausregeln sollen. Im Stromnetz, versteht sich.
Quelle: IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor 2/2019 (PLZ 4+5) in c’t 12/19