Was wäre die Welt ohne Vorurteile. Beamte sind faul, Dicke sind gemütlich und Frauen können nicht Auto fahren – ach ja, nicht zu vergessen: IT-Profis sind kontaktscheue (männliche) Nerds, die sich den ganzen Tag nur mit Computerzeugs beschäftigen, massenhaft Pizza und Cola konsumieren und keine Ahnung vom wirklichen Leben haben. Hand aufs Herz, wer von uns kennt tatsächlich keinen einzigen Kollegen, der dieses Klischee nicht doch ein wenig bedienen würde? Nun, viele von uns sind ausgeprägte Individualisten, oft genug aber zugleich auch zuverlässige Teamplayer. De facto müssen wir beide Charaktere vereinen, um in unserem Metier erfolgreich zu sein. Und wohl kaum eine Berufssparte muss sich mittlerweile mit so vielen Lebensbereichen auseinandersetzen wie die IT. Ein paar Beispiele dafür wollen wir in dieser Ausgabe vorstellen.
Gleich im ersten Beitrag geht es nicht um den Job an sich, sondern ums Leben, genauer gesagt um das Lebensumfeld, in dem unsere Arbeit stattfindet. Dirk Bongardt verrät uns, wie es um die Beliebtheit von Arbeitgebern in Metropolregionen, aber auch in Kleinstädten und auf dem flachen Land steht (Seite 6). Egal ob im smarten Landhaus, in der vernetzten Stadtwohnung oder in Industrieunternehmen, überall finden sich heute automatisierte Assistenten. Mehmet Toprak fiel auf, dass sich der Markt so weit diversifiziert hat, dass zwischen Bedarf und Lösung Platz für spezialisierte Roboterberater entstanden ist (Seite 16)
Um mit einem wirklich hartnäckigen Vorurteil aufzuräumen, hat sich Vera Kriebel dem Thema Mädchen und MINT-Berufe gewidmet (Seite 12). Es gibt zwar immer noch große Widerstände, die junge Frauen überwinden müssen, wenn sie sich für einen IT-Beruf interessieren. Ein schlechtes Gewissen, weil sie von überkommenen Rollenvorstellungen abweichen, müssen sie aber wahrlich nicht haben. Das gute Gewissen eines Unternehmens hingegen heißt neuerdings Data Steward, wie David Schahinian ab Seite 24 ausführt. Die Datenpfleger sorgen für den Aufbau einer konsistenten Datenbasis und fungieren als Garanten von Governance und Compliance.
Mit dem realen Leben beschäftigt sich Kai Tubessing ab Seite 20, und zwar damit, was irgendwann davon übrig bleibt. Dazu hat er sich genauer angesehen, welch akribische Detektivarbeit IT-Experten als digitale Nachlassverwalter zu verrichten haben. Die Klammer zum Anfang, nämlich zum Gegensatz von Stadt und Land, setzt Friedrich List mit seinem Beitrag über zeitgenössische Landwirtschaft in urbanen Räumen (Seite 26). Urban Farming ist eben auch ein Beleg für die Vielseitigkeit von IT-Lösungsansätzen, die uns so fasziniert.
Quelle: IT & Karriere 1/2019 in c’t 7/19, iX 4/19 und Technology Review 4/19