Der Frankfurter DE-CIX ist der durchsatzstärkste Internet-Knoten der Welt. Das hat auch damit zu tun, dass Banker noch schlimmer als Gamer sind, was die Ansprüche an die Reaktionszeiten betrifft. Kein Wunder, schließlich geht es im automatisierten Wertpapierhandel mittlerweile um Millisekunden.
Das Problem ist nur, dass etwa Glashütten im Hochtaunus davon wenig hat. Es ist wie mit einer nahen Autobahn, von der die Kreisstraßen im Hinterland ja auch nicht besser werden. Von NGA-Anschlüssen mit 50 MBit/s ist die Gemeinde laut Breitbandatlas jedenfalls weit entfernt. Im Frühjahr hat die Telekom zwar einen Ausbau angekündigt, aber technologisch geht das wie fast überall: mit Vectoring. Die Zuleitung wird Glasfaser, vom Verteiler zum Haus bleiben es die Telefondrähte.
Ähnlich sieht die Situation in Baden-Württemberg aus. Insgesamt, so ein TÜV-Gutachten, wird es flächendeckende Gigabit-Anschlüsse wohl erst im Jahr 2033 geben. Dirk Bongardt hat auf Seite 8 zusammengefasst, was sich im deutschen Südwesten derzeit bei Breitband und 5G tut.
Gesagt soll aber auch sein, dass Städte und Ballungszentren praktisch durchgehend gut erschlossen sind. Anders wären die zahlreichen Smart-City-Projekte an Rhein, Main und Neckar gar nicht möglich. Darmstadt etwa ist, wie Mannheim, digitale Modellstadt und gewann 2017 sogar den Bitkom-Wettbewerb Digitale Stadt. Vom Stand dieser kommunalen Digitalisierungspläne berichtet Friedrich List in seinem Beitrag ab Seite 10.
In vielen Fällen gehört dazu auch eine gezielte Start-up-Förderung, mit der Städte und Gemeinden zwei Fliegen mit einer Klappe zu treffen hoffen: Erstens holen Gründerzentren und Tech-Inkubatoren (junge) Wirtschaftskraft an den Standort, zweitens lassen sich auf diese Weise leer stehende Flächen oft sinnvoll nutzen. Stuttgart etwa hat bereits ein eigenes Online-Leerstands- und Zwischennutzungsmanagement eingerichtet.
Dennoch gilt: Praktische Start-up-Hilfen sind gut, aber erst die enge Vernetzung und das besondere soziale Kleinklima von Coworking Spaces und ähnlichen Orten macht am Ende den Erfolg. David Schahinian hat in seinem Report ab Seite 16 etliche vorbildliche Beispiele aus der Region zusammengetragen, die genau auf diese Weise funktionieren. Darunter sind auch Initiativen, bei denen sich Gründer selbst zusammengetan haben, wie in Bad Orb, wo außerdem Manuela Engel-Dahan, selbst „Gründerin aus Leidenschaft “, gezielt Frauen Mut macht zur Unternehmensgründung.
Und noch ein Faktor spielt in dieser Rechnung eine wichtige Rolle: die Ausbildung. Immer öfter sind junge IT- und Technologieunternehmen Ausgründungen von erfolgreichen universitären Forschungsprojekten. Tatsächlich ist die Region, was die Qualität der Informatik-Institute betrifft, ausgezeichnet aufgestellt – das zeigt die Übersicht von Mehmet Toprak, wenn Sie umblättern (Seite 4).
Die IT-Absolventen aus dieser Ecke Deutschlands, so jung sie sind, haben oft schon mit den Besten ihrer Zunft gearbeitet. Man denke nur an das KIT in Karlsruhe oder den Saarland Informatics Campus oder an die Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik in Stuttgart – dort lockt natürlich auch die Nähe zur Automobilproduktion, die derzeit einer der stärksten Treiber und Innovatoren der digitalisierten Industrie 4.0 ist.
Ein Großbeispiel, wie eng dort Forschung und Industrie Hand in Hand arbeiten, ist das Projekt Arena2036, eine nagelneue Automotive-Forschungsfabrik unter der Federführung von Daimler (Seite 12). Die Zahl im Projektnamen ist durchaus bedeutsam: 2036 wird die Automobilindustrie ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Wenn alles klappt, schon mit landesweitem Gigabit-Internet
Quelle: IT-Unternehmen aus der Region (PLZ 6+7) stellen sich vor 4/18 in c’t 26/18