Rechenzentren wie Trafostationen

Nehmen wir einmal an, dass im Urlaubsstau auf der A8 Richtung Brenner lauter Connected Cars stehen. Was dort an Daten zu verarbeiten ist, wird garantiert nicht in einem Rechenzentrum in Frankfurt/Main erledigt, sondern irgendwie in der Nähe.

Eine ganze Reihe von Anbietern macht sich derzeit Gedanken darüber, wie solche Mini-, Mikro- bzw. Edge-Datacenter für die in Echtzeit vernetzte Welt aussehen könnten. Einige plausible Lösungen stellt Ariane Rüdiger in dieser Ausgabe vor (Seite 4). Auch sonst geht die Entwicklung deutlich in Richtung kompakter Lösungen, wie der Beitrag von Simon Federle zeigt. Er berichtet von einem modularen Raum-in-Raum-System, das letztlich jeden Standort zum RZ-Bunker macht (Seite 8). Parallel dazu haben RZ-Anbieter den Mittelstand entdeckt und unterteilen mit Blick auf diesen Markt ihre Anlagen in überschaubare separierte Colocation-Serverräume (Seite 21).

Unser zweiter Schwerpunkt schließt hier logisch an. Denn noch ist nicht heraus, wie man mit dem Energiebedarf und der Abwärme der vielen kleinen (Outdoor-)­Rechenzentren am Straßenrand umgehen soll. Auf der diesjährigen Future-Thinking-Ausstellung in Darmstadt war gut zu sehen, dass es wirksame Energie­effizienz­konzepte und neue Wege gibt, die Kühlung in den Griff zu bekommen. Dabei zeichnet sich eine Renaissance der Wassersysteme ab (Seite 16). Das Medium ist physikalisch bestens geeignet, und man könnte das Warmwasser direkt am Standort nutzen.

Damit solche Lösungen auch in kleineren Größen praktikabel werden, hat sich eine Entwicklergruppe von Unternehmen zum Netzwerk energie­effiziente Rechenzentren (NeRZ) zusammengeschlossen, das Dr. Ralph Hintemann vom Border-step-Institut koordiniert (Seite 19). Dazu hat Thomas Wermke noch ein praktisches Seitenkühler-Beispiel für kleine Optimierungen mit großer Wirkung parat (Seite 20). Er ist keineswegs der Einzige, der solche – positive – Entwicklungen vor dem Hintergrund der EN 50600 sieht.

Neues gibt es aber auch für klassische RZ-Anlagen, zum Beispiel trickreiche Lösungen, mit denen man den Kabelsalat in den Griff bekommt. Selbst wer keine strukturierte Verkabelung anstrebt, kann mit relativ einfachen Mitteln für Übersicht sorgen, Platz im Schrank schaffen und damit Luftzirkulation und Kühlleistung verbessern, berichtet Doris Piepenbrink (Seite 12). Hierher gehören außerdem die Anwenderthemen Big Data (Seite 7), Software-defined Networks (Seite 10), PaaS (Seite 25), ein Report zur Umsetzung der KRITIS-Verordnung (Seite 24) sowied ie Open-Source-Argumentation mit DevOps (Seite 14).

Und dann noch something completely different: ein Report über Drohnen­abfang­methoden. Ab Seite 22 steht, wie man die Dinger zu Boden zwingt. Schließlich will niemand einen Copter mit unklaren Absichten über dem eigenen RZ kreisen haben. Oder über der A8.

Quelle: Rechenzentren und Infrastruktur 3/2017 in iX 8/2017

Matomo