In der örtlichen Fußball-E-Jugend spielt ein Junge mit Cochlea-Implantat, einer Hightech-Hörprothese, augenfällig vor allem durch die magnetische Sendespule, die er sich direkt an den Kopf klickt. Damit erregt er regelmäßig den Neid der gegnerischen Mannschaften, die so etwas für ein besonders abgefeimtes iPhone halten. Diese Jugend wird sicher nichts dabei finden, Sensoren am Körper zu tragen.
Das leibhaftige Dauersenden von Fitnessbändern (Puls) und smarter Unterwäsche (Herztöne) macht in einem umfassend vernetzten Internet der Dinge sicher nicht den größten Traffic-Anteil aus. Aber dass die Zukunft gewaltig auf die Netze gehen wird, steht bereits fest. Was eine G Watch R heute schon misst und sendet (wenn man sie lässt), verzeichnet der Beitrag ab Seite 6.
In jedem Fall müssen wir die Zeit bis zu 5G-Mobilfunk und NGA-Breitband ab 30 MBit/s irgendwie durchbringen. Harald B. Karcher z.B. fährt mit der S-Bahn hin und her zwischen Münchener Flughafen und Herrsching am Ammersee – natürlich samt Mess-Equipment. Er hat ausgetestet, was der LTE-Mobilfunk im fahrenden (!) Zug schon heute zu leisten imstande ist. Den Reisebericht finden Sie ab Seite 10.
Dass eine gute 4G-Abdeckung auch stationär von Nutzen sein kann, zeigt der Beitrag von Michael Bindner: Er setzt ab Seite 25 auseinander, wie fähige VPN-Gateways z. B. bei einem Netzausfall auf die LTE-Funkanbindung zurückgreifen. In diesem Szenario ist der Mobilfunk die Backup-Leitung für Filialen und vernetzte Niederlassungen. Ein anderes Szenario: Was, wenn ich in Altbaukomplexen selbst für Mobilfunkanbindung nach draußen sorgen muss? Das betrifft z. B. Rundfunkanstalten oder Kongressgebäude, wo die Masse der Gäste nichts im lokalen WLAN verloren hat. Das Vorgehen bei der Inhouse-Versorgung durch Small (Indoor) Cells erläutert Thorsten Glattki ab Seite 16.
Außerdem greifen wir, apropos WLAN, mit diesem Heft noch einmal das Thema IEEE 802.11ac auf. Der Standard erreicht einen Speed-Level von 1733 MBit/s und hält auf immer mehr Geräten Einzug. Welche bereits verfügbar sind, zeigen zwei ausführliche Marktübersichten: eine mit 11ac-Enterprise-Access-Points (Seite 20) und eine mit 11ac- WLAN-Routern fürs Büro (Seite 22). Damit dort niemand dazwischenfunkt, sehen wir uns außerdem an, was die Powerline-Technologie mittlerweile kann. Schließlich hat auch der Datentransport durch die Hausstromleitungen im vergangenen Jahr die Gigabit-Grenze geschafft.
Am verlässlichsten bleibt jedoch eine ordentliche Verkabelung – wo sie möglich ist. Fatalerweise könnten in schnellen 100-Gigabit- Ethernet-Netzwerken selbst der Raum knapp werden, den modernste Architekturen für die Verlegung brauchen. Es geht dabei weniger um die Schächte als um die Kupplungen. Für Einsatzbereiche, die volle Performance bei wenig Platz verlangen, gibt es MPO-Mehrfaserstecker, die bei gleicher Steckergröße bis zu 72 Glasfasern führen.
Unterm Strich stellt sich die Frage, was auf Dauer für uns alle besser ist: immer schnellere Funknetze, die unsere Hirne und Körper durchdringen, – oder eine smarte Verkabelung, die im besten Fall mit dem auskommt, was längst verkabelt ist: Strom. Die technische Entwicklung von Powerline lässt mich das hoffen. Dann könnte der beste Kompromiss wie so oft in der Mitte liegen: so wenige Funknetze wie möglich und so viele Kabel wie nötig.
Denn wenn laut einer Gartner-Studie in den nächsten fünf Jahren 25 Milliarden Dinge übers Internet miteinander vernetzt sein werden, gehört dringend Ordnung in den Laden. Deshalb kann ich inzwischen fast jeden verstehen, dem alles, was funkt, zuwider ist. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern der unkontrollierbaren Sicherheitsrisiken wegen, die unser Leben mit Sicherheit noch drastischer und schneller verändern werden als je zuvor. Aber das ist ein anderes Thema, mit dem wir uns dringend beschäftigen müssen.
Quelle: Kommunikation und Netze 1/2015 in iX 6/2015