Wären wir die Bild-Zeitung, stünde die wichtigste und möglicherweise einzige Schlagzeile dieser Ausgabe fest: Aus für kleine Rechenzentren!
Auslöser hierfür wäre eine Analyse des renommierten Marktforschungsinstituts Gartner, wonach – man achte auf die Wortwahl – vier Störfaktoren (!) den Markt für Rechenzentren dramatisch (!) verändern werden. Den Fachleuten zufolge könnten starker Wettbewerb, die Dominanz großer Cloud-Provider, Wirtschaftskriege (!) und Nationalismus zu erheblichen (!) Störungen innerhalb der nächsten drei Jahre führen.
Normalerweise prophezeien Analysten, Börsenpropheten und Wirtschaftsweise das Gegenteil dessen, was gerade Sache ist, weil auf jedes Auf meist ein Ab folgt und umgekehrt. Oder sie verschlimmern ohnehin Schlechtes, worauf mit schöner Regelmäßigkeit doch das Bessere geschieht. Mit anderen Worten: Sie liegen selten wirklich richtig.
Was mich an dieser Prognose jedoch stört, ist ihre Deutlichkeit. Dass die genannten Gründe zu ständigen Veränderungen führen, dürfte klar sein. Doch welche Rechenzentren auf welche Weise betroffen sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Nur so viel steht fest: Anbieter und Betreiber müssen ihre Festungen so oder so gegen jeden und alles absichern; denn der nächste Angriff kommt bestimmt. Womit wir beim ersten Thema dieser Ausgabe wären.
Vincenzo Biasi von Levigo Systems eröffnet mit einem Modernisierungsprojekt, von dem zwölf Standorte zugleich profitieren. Die Lösung heißt Multiprotocol Label Switching (MPLS), die für eine hochverfügbare Infrastruktur und Sicherheitsdienste aus dem Rechenzentrum sorgen soll (S. 6).
Wie sicher es heutzutage zugehen kann, schreibt Peter Wäsch von Schäfer IT-Systems auf Seite 10: Das neu eröffnete Darmstädter Rechenzentrum (DARZ) dürfte in Sachen baulicher Sicherheit den höchsten Standard in ganz Deutschland bieten. Es befindet sich im ehemaligen Tresorgebäude der Hessischen Landesbank.
Auf Seite 12 kommt Martin Lukas von Rosenberger OSI zu Wort. Er erläutert, warum IT- Cabling so wichtig ist. Dass die Bedeutung der Datenverkabelung für die Performance moderner Rechenzentren unterschätzt wird, lehrt sein Blick in viele Datacenter. Diese Zeiten sollen seiner Erfahrung nach endlich vorbei sein.
Was ein Rack mit intelligenter Power Distribution Unit (PDU) ausmacht, beschreibt Dr. Peter Koch von Emerson Network Power ab Seite 14. Als letztes Glied in der kritischen Stromversorgung von IT-Verbrauchern sollen sie auf Veränderungen der Kapazitäten und Dichte in Rechenzentren schneller reagieren können.
Mehr Freiheit fürs Netzwerk verlangt Alexander Thiele von Dell Enterprise Solutions. Beim Networking würden proprietäre Strukturen Innovationen behindern. Software-Defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV) seien wirksame Gegenmaßnahmen, können aber allein nicht für die nötige Offenheit sorgen. Nötig sei der Aufbau einer Umgebung für offene Netzwerklösungen (S. 18).
Um wertvolles Wasser geht es im nächsten Beitrag von Alexander Hauser, e3 computing. Neben Servern, Storage- und Netzwerkgeräten verbraucht vor allem die Kühlung enorme Ressourcen beim Betrieb eines RZ. Welche Rolle dabei Wasser spielt, steht ab Seite 21 geschrieben.
Was die Nahrungsmittelindustrie mit Rechenzentren am Hut hat, erfahren Sie auf Seite 23. Ein Süßwarenkonzern hat beim RZ-Neubau besonderen Wert auf Ausfallsicherheit gelegt – damit nachvollziehbar bleibt, was während der Produktion passiert, fassen Kerstin Ginsberg und Andreas Priglhuber von Rittal zusammen.
Im letzten Beitrag geht es um Strom und Geld sparen durch systematisches Energiemanagement. Wo die Möglichkeiten eines umfassenden Energiemanagements und geeignete Maßnahmen für mehr Energieeffizienz nur langsam in den Fokus rücken, sollen spezielle Dienstleistungen greifen, berichtet Norbert Keil von Schneider Electric.
Bleibt nur die Frage, mit welchen konkreten Maßnahmen mittelständische Rechenzentren den düsteren Prognosen von Gartner widerstehen. 2016 werden wir es wissen.
Quelle: Rechenzentren und Infrastruktur Q4/2014 in iX 11/2014