Vom Leben und Verfall in der DDR

Vom 3. Oktober bis 30. November 2012 ist im Technischen Halloren- und Salinemuseum die Ausstellung Halle. Vom Leben und Verfall in der DDR mit Fotografien von Werner Schönfeld zu sehen. Außerdem gibt es einen sehr persönlichen Vortrag von und mit Thomas Jannot zum Thema Republikflucht in die Frohe Zukunft.

Halle in den 1980er Jahren ist eine Musterstadt – eine Musterstadt für den Verfall historischer Bausubstanz. Mit der politischen Entscheidung von SED-Chef Honecker, den Lebensstandard der Bevölkerung zu steigern und jedermann eine „sichere, warme und trockene Wohnung“ zur Verfügung zu stellen, ist das Schicksal vieler Altstadt- und Innenstadtquartiere in der DDR besiegelt. Während ein Großteil der knappen Ressourcen des Landes fortan, gemäß der in den siebziger Jahren proklamierten „Einheit von Wirtschaft- und Sozialpolitik“, in Neubauquartieren wie Halle-Neustadt verbraucht wird, verfallen in vielen Städten die Innenstadtbereiche.

In Halle gestaltet sich diese Situation besonders tragisch: Im II. Weltkrieg weitgehend von den Flächenbombardements der Alliierten verschont, war die Altstadt nach dem Krieg nahezu intakt. Deren Verfall begann erst mit der Errichtung der riesigen Neubaugebiete westlich und südlich der Stadt. Gezielt wurde dafür die fast vollständige Vernachlässigung der Altbausubstanz in Kauf genommen.

Fotografisch untermauert der Hallenser Werner Schönfeld diese Lebenswirklichkeit, die schon der Volksmund seinerzeit treffend mit dem Ausspruch „Ruinen schaffen ohne Waffen“ auf den Punkt brachte. Er dokumentiert den „Gesichtsverlust einer Stadt“ und zeigt wie eine Gesellschaft ihr eigenes Erbe zerstört. Zeitgleich hält er aber auch die Menschen, deren Alltag und den zunehmenden Verfall um sie herum, in seinen Bildern fest. Die Ausstellung „Halle. Vom Leben und Verfall in der DDR“ zeigt mehr als 80 Fotografien Werner Schönfelds, die allesamt in den 1980er Jahren entstanden sind. Schönfeld hat seine Bilder im Wesentlichen im innerstädtischen Bereich, dort, wo der Verfall am deutlichsten sichtbar wurde, fotografiert.

Neben fotografischen Zeitzeugnissen thematisiert die Ausstellung auch die Unterschiedlichkeit der Lebenswege und Biographien der Menschen in der DDR. So berichtet der Autor Thomas Jannot am 16. Oktober, 18 Uhr in einem mit Fotos und Videos dokumentierten Vortrag über seine Republikflucht in die Frohe Zukunft, was dem Zachow in seiner Oktober-Ausgabe 2012 eine ganze redaktionelle Seite wert war (Quelle: Pressemitteilung/TJ).

Matomo