Es fing ganz harmlos an: Bei der routinemäßigen Kontrolle meiner Kontoauszüge stellte ich eine ominöse Lastschrift über 119,43 Euro fest. Absender „BSB Service“. Nie gehört. Muss wohl ein Irrtum sein. Kein Problem – sowas passiert. Ein kurzes Fax an die Bank und die Abbuchung war storniert.
10 Tage später 29 Euro. Wieder BSB Service. Ein Blick ins Web: „Die BSB Service GmbH ist eine Tochter der intergenia AG und verfügt über langjährige Erfahrung im Hostingbereich. Mit Angeboten wie PlusServer, SERVER4FREE, vSERVER oder SERVER4YOU…“. Habe ich nicht. Wieder ein Fax an die Bank. Zweifel kommen auf. Rücklastschrift sofort da. Schwamm drüber.
Am 19. Januar 2006 eine Lastschrift über 119,43 Euro. Jetzt reichts. Noch ein Fax an die Bank. Aber diesmal mit der Bitte dafür zu sorgen, dass die betreffende Firma keinen Zugriff mehr auf mein Konto hat. Die Rückbuchung erfolgte prompt. Kurz darauf ein Anruf: Lastschriften stornieren ist nicht schwer. Lastschriften filtern dagegen sehr. Weil der bargeldlose Zahlungsverkehr nun mal so funktioniert, müsste ich mich selbst an die Täter wenden.
Also ein Fax an Server4you. Mist, ausgerechnet jetzt geht das Gerät kaputt. Dann eben eine E-Mail:
"Hallo Server4you, zum dritten Mal in Folge haben wir bei unserer Bank eine Falschbuchung von Ihnen stornieren lassen müssen... Buchungsdaten XYZ... Wir sind weder Kunde bei Ihnen, noch haben Sie eine Einzugsermächtigung. Bitte unterlassen Sie künftige Abbuchungen. Mit der ausdrücklichen Bitte um schriftliche Bestätigung und mit freundlichen Grüßen"
Kurz darauf das obligatorische „Ticket“, dass meine Anfrage eingegangen ist, an die Buchhaltung weitergeleitet wurde und man sich in Kürze wieder mit mir in Verbindung setzen werde. Geduld! Zwei Tage später Knüppel aus dem Sack:
"Sehr geehrter Frau Jannot, der Server wurde online auf Ihren Namen mit Ihrer Bankverbindung bestellt. Sollte jemand Ihre persönlichen Daten missbrauchen, stellen Sie bitte Strafanzeige bei der Polizei. Diese wird sich mit uns in Verbindung setzen und den Fall verfolgen. Wir benötigen die Anzeige um den Auftrag abzuschließen. Sollten wir keine Nachricht durch die Polizei erhalten, werden wir die offenen Forderungen gegen Sie geltend machen."
Das war die falsche Antwort. „Geehrte*r* *Frau* Jannot“? Da war doch mal was. In den Unterlagen meiner Frau geblättert. Tatsächlich! Also wieder eine Mail an Server4you:
"Hallo Server4You, vielen Dank für die Antwort. Es muss sich um einen Fehler bei Ihnen handeln. Laut unseren Unterlagen waren wir mal Kunde bei Ihnen und haben am 26. Juli 2004 schriftlich gekündigt, was Sie uns am "27.07.20014" (so steht es in Ihrem Brief) ebenfalls schriftlich bestätigt haben. Die Kündigung der Auftragsnummer XYZ für den "Raceraccount" trat laut Ihres Schreibens (KD-Nr. XYZ, Ihr Zeichen XYZ) zum 26.01.2005 in Kraft. Möglicherweise ist die falsche Jahreszahl in Ihrem Schreiben ein Indiz für einen Fehler in Ihrer Organisation, der zu den Falschabbuchungen führt... Mit freundlichen Grüßen"
Zur Sicherheit noch ein Anruf bei Server4you, ob ich jetzt allen Ernstes bei der Polizei vorsprechen soll. Leicht süffisante Antwort am anderen Ende der Leitung, ob ich denn was Schriftliches hätte. Aber ja. Mist, das Fax ist kaputt. Also die Kündigungsbestätigung scannen und mailen. Hoffentlich passiert die Sendung den Spamfilter dort. Keine Lust, zur Post zu laufen und eine Briefmarke zu kaufen… Stunden später der gnädige Freispruch:
"Sehr geehrter Herr Jannot, ich habe mir die Akte kommen lassen um die Angelegenheit zu prüfen. Es ist richtig, dass die Kündigung zum 26.01.05 in Kraft tritt. Die Rechnungen werden storniert, der Auftrag ist inaktiviert. Es werden keine weiteren Abbuchungen vorgenommen. Mit freundlichen Grüßen"
Ende. Kein Wort des Bedauerns. Keine Entschuldigung. Nichts. Meine persönliche Fiktion (!): Unterstellen wir 1000 verflossene Kunden pro Jahr und vielleicht 10 Prozent oder mehr, die ihre Kontoauszüge nicht kontrollieren oder erst nach sechs Wochen die falsche Lastschrift bemerken oder keinen Sinn für die Aufbewahrung von Kündigungsschreiben haben. Das macht 11942 Euro leicht verdientes Geld. Muss man eine Menge Webserver für verkaufen. Dagegen spricht allerdings die Art des Rückzugs. Der liest sich wie beleidigt. Professionelle Abzocker hätten sich wahrscheinlich vornehm entschuldigt, um keinen Verdacht zu erregen. Deshalb glaube ich, die Mitarbeiter von Server4you haben entweder einen schlechten Tag gehabt. Oder amerikanische Firmen haben für typisch deutsche pingelige Kunden keinen geeigneten Gesprächsleitfaden. Vielleicht hätte ich mich einfach nicht so haben sollen…