Es ist mir ein Rätsel, wie ein solches Buch in einer Knastbücherei landen kann. Das Abenteuer, um das es in „Die tötende Welle“ geht, interessiert mich herzlich wenig. Es ist der Lebensraum, in dem es sich zuträgt.
Das Buch spielt völlig selbstverständlich auf den Hawaii-Inseln. Und zwar in den modernen 1970er Jahren, als Hawaii längst 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Mitten im Pazifik, der die halbe Erdkugel bedeckt, die für unsereins unerreichbar ist.
Entweder ist der Knastbibliothekar ein unbelesener Dummkopf, der keine Ahnung hat, worum es in diesem Buch geht. Oder er ist ein Sadist, der mit seinem Finger genüsslich im Fernweh eingesperrter Leser bohrt.
Es ist das beschriebene Lebensgefühl eines eingewanderten Unterwasserfilmers, der sein Geld sehr beneidenswert mit exotischen Forschungsarbeiten verdient, was mich ganz neidisch macht. Mit der Leichtigkeit eines Jim Rockford klärt er ein kapitales Verbrechen mitten im waffenstarrenden Ozeanien auf. Da will ich hin. Dort will ich sein.
Während wir im Osten zwischen militärischen Sperrgebieten zelten dürfen, solange wir kein Surfbrett in die Ostsee schieben, fliegen „Touristen“ in der freien Welt mit Kleinflugzeugen durch die Gegend und klären „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ wissenschaftlich untermauert lebensgefährliche Kriminalfälle auf.
Fassungslos muss ich an einen Vorfall in der Schule denken. Ein Klassenkamerad hat das Wort „Tourist“ mit „Terrorist“ verwechselt. Die Klassenlehrerin geriet außer sich, weil sie darin einen Beweis sah, dass er Westfernsehen geschaut haben muss, was damals schlicht verboten war.
Und jetzt sitze ich im Knast in einem Staat, der mich dafür einsperrt, weil ich einen Zettel geschrieben habe und mit der Eisenbahn in irgendeine Stadt wenige Hundert Kilometer westwärts fahren wollte. Was für eine bekloppte Welt. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …