Sonntag, 26. Februar 1984

Sieben Wochen. Drei Zellen. Zwei Bücher. Eine Hoffnung. Untersuchungshaft kann verdammt langweilig sein. Zurück ins Jahr 1981.

Umtriebige Pubertiere hatten mehrere Möglichkeiten legal Geld zu verdienen. Am lukrativsten war Ferienarbeit. Das ging jedoch nur im Sommer. Für drei Wochen gab es deutlich mehr Lohn, als Lehrlinge in einem Monat bekamen.

Im Frühjahr und Herbst konnte ich auf dem Rummelplatz anheuern. Ein guter Kumpel kassierte am Kettenkarussell und bot mir an, den Job mit mir zu teilen. Der Betreiber spielte mit. In wenigen Tagen haben wir beide gutes Geld gemacht.

Zwischen den Jobs gab es den Maskenverkauf. Der Onkel meines besten Freundes zeigte uns, wie man Gips anrührte, in diverse Formen goss und mit Schellack kunstvoll bepinselte.

Sobald die Masken trocken waren, konnten wir sie teuer verticken, indem wir uns durch die Treppenhäuser unserer Wohnblöcke klingelten. Es gab Tage, da gingen unsere „Pornomasken“ wie geschnitten Brot. An anderen verkauften wir nichts.

Zwischendurch konnte ich mich als Mopedflüsterer über Wasser halten. Da ich Probleme mit Vergasern, Zündungen und Auspuffen am Geräusch erkennen und reparieren konnte, war ich ein gefragter Helfer. Zum Dank gab es meist eine Flasche abgezapften Sprit.

Wenn gar nichts ging, schoben mein Rummelkumpel und ich immer mal wieder einen leeren Handwagen nach Brachwitz. Dort gab es eine Flaschenfabrik, in die wir uns hineinschlichen.

Im Hinterhof türmten sich ausrangierte Flaschen, die zur Zertrümmerung vorgesehen waren. Sobald die Luft rein war, sammelten wir sie kistenweise ein. Vorzugsweise Pepsi für satte 50 Pfennige Pfand pro Flasche.

Nachdem wir sie nach Hause gekarrt und gereinigt haben, brachten wir sie über alle Annahmestellen der Stadt verteilt erneut in Umlauf. Das war grenzwertig.

Genau wie die „My Way“-Version von Nina Hagen, die wir damals liebten: „Und Geld ist mehr – money – mehr wert als ich / Als du, als ich / Fressen allein genügt uns nicht / Auch kein Blah-Blah macht keinen satt / In dieser sogenannten Stadt …“. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

Matomo