Samstag, 18. Februar 1984

42, die Antwort auf alle Fragen aus Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist die Anzahl der Tage, die ich seit Anfang Januar in der Domstraße in Greifswald eingesperrt bin.

Weil ich „Let’s Go West!“ auf einen Zettel geschrieben habe und mit der Reichsbahn nach Wuppertal fahren wollte. Was wohl Kathrin dazu sagen würde, wenn sie davon wüsste?

Kathrin, die größte Liebe meines Lebens, die ich im Sommer 1977 in einem Ferienlager auf Rügen kennen gelernt und im Herbst in Merseburg besucht habe (siehe Freitag, 13. Januar 1984). Ein Jahr später, im Sommer 1978 trafen wir uns wieder.

Mein Bruder brachte mich zum Sonderzug von Halle nach Sagard auf Rügen. Wir fuhren am späten Nachmittag los und ich war angesichts der herrlichen Nachtfahrt mit vielen Hundert Kindern in einem Zug total aufgedreht.

Als ich mich endlich beruhigt hatte und es mir gerade bequem machen wollte, blickte ich durch die Pendeltür ins Nachbarabteil, wo die Mädchen saßen. Keine zwei Meter von mir saß Kathrin, die mich seit Stunden amüsiert beobachtet hat.

Von da an waren wir die Stars der Reise. Ein Pärchen in unserem Alter, das sich schon so lange kannte und immer noch beisammen ist, gab es selten. Es ging nahtlos weiter, wie es im vorigen Jahr aufgehört hat.

Dann kam das Ende. Aus völlig idiotischen Gründen trennten wir uns in der letzten Woche. Auf der Rückfahrt sprachen wir sehr sachlich miteinander und verabschiedeten uns wie Erwachsene, die sich jederzeit in die Augen schauen können. Und es bestanden gute Chancen, dass wir es irgendwann vielleicht doch noch mal miteinander versuchen.

Es gibt kein Lied, das mich mehr bewegt, als „Meine erste Liebe“ von Udo Lindenberg: „Du kannst Dir echt nicht vorstellen / Wie sehr ich Dich geliebt hab / Du warst die erste Frau für mich / Und ich verlor fast den Verstand … Und dann war Schluss / Und ich drehte durch, wie ein Idiot / Ich heulte tagelang / Und es war wie ein kleiner Tod …“. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

PS: Meine Suche dauerte Jahre. Immer wenn ich mich in Merseburg herumtrieb, hielt ich nach ihr Ausschau. Da sie jedoch umgezogen war, konnte ich sie nicht finden. Im Frühjahr 1990 war es endlich soweit. Seit dem sind wir wieder beisammen.

Erst dann erfuhr ich, dass ihre 15 Jahre ältere Schwester zur See fuhr und in dem Jahr, als wir uns kennen lernten, in den Westen abgehauen ist. Das erklärt die exotischen Gerüche und die ausweichenden Antworten, als ich sie im Herbst 1977 in Merseburg besuchte.
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Matomo