Mittwoch, 7. März 1984 Wir montieren wie gehabt Bakelit-Stecker und ich überlege, welches Lied ich heute meinem Zellenkumpan Andi beibringe.
Dienstag, 6. März 1984 Gestern war Andis Tag der Abrechnung. Sie haben kurzen Prozess gemacht. Bewährung vergeigt. Die angedrohte Haftstrafe von zwei Jahren verhängt.
Montag, 5. März 1984 Heute nur ein Sack Bakelit-Stecker, weil mein Zellenkumpan Andi vor Gericht muss. Kurz nach dem Frühstück holten sie ihn ab. Nächste Woche bin ich dran.
Sonntag, 4. März 1984 Seit acht Wochen und zwei Tagen eingesperrt. Noch eine Woche und ein Tag bis zum Prozess. Mit zwei Jahren muss ich rechnen.
Samstag, 3. März 1984 Neuntes Wochenende in U-Haft. Noch neun Tage bis zu meiner Gerichtsverhandlung. Bin gespannt, wie das abläuft. Mein Zellenkumpan ist übermorgen dran.
Freitag, 2. März 1984 Erwartungsgemäß unruhig geschlafen. Von Schauprozessen, Freisler und Konsorten geträumt. Die Vorladung zur Gerichtsverhandlung hat mich echt aus dem Takt gebracht. Das darf mir nicht noch mal passieren.
Donnerstag, 1. März 1984 Dritter Monat in U-Haft. 55 Tage Knast ohne Urteil. Das sind 1.320 Stunden oder 79.200 Minuten, die mir vom Leben fehlen.
Mittwoch, 29. Februar 1984 Heute ist der längste Tag meines Lebens. Egal für wie lange sie mich verurteilen – bis zu meiner Entlassung wird es einen Tag länger dauern, weil Schaltjahr ist. Na dann mal ran ans Bakelit-Programm und in die Vergangenheit.
Dienstag, 28. Februar 1984 Acht Wochen im Knast. Heute schwelge ich in meinen Tagträumen von gestern. Nach Kathrin (siehe Samstag, 18. Februar 1984) gab es nur ein Mädchen, mit dem ich durch dick und dünn gegangen wäre.
Montag, 27. Februar 1984 Seit 52 Tagen und 53 Nächten sitze ich in dieser verdammten U-Haft. Weil heute Montag ist, dürfen wir wieder Bakelit-Stecker schrauben. Zwischendurch Hofgang. Sonst passiert nichts.