Samstag, 12. Mai 1984 Jens schaut mich bestürzt an. Vermutlich weil er doch noch auf meiner Seite ist und sich Sorgen macht. Möglicherweise aber erschrocken, wie schnell Spitzel auffliegen können (siehe Freitag, 11. Mai).
Freitag, 11. Mai 1984 Nachdem sich die Schleuse in der „Frohen Zukunft“ hinter uns geschlossen hat, ging es direkt auf unser „Zimmer“ in der Beletage.
Donnerstag, 10. Mai 1984 Das ist nur eine Arrestzelle. Weil sie in meinen Klamotten etwas gefunden haben, was dort nicht hingehört. Natürlich wollen sie wissen, was das soll, versuche ich mich zu beruhigen.
Mittwoch, 9. Mai 1984, nachmittags Wir stehen in der prallen Sonne. Seit Stunden Blindflug im Schritttempo. Quälendes Rangieren. Vorwärts. Rückwärts. Es dürften weit über 40 Grad in den Besenkammern sein.
Mittwoch, 9. Mai 1984, vormittags Kateng-kateng, kateng-kateng, kateng-kateng. Wie ich dieses mich befreiende Geräusch früher geliebt habe.
Montag, 7. Mai 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür geht auf. Wir stehen entspannt und ich melde „Herr Oberwachtmeister, Verwahrraum sowieso mit einem Strafgefangenen und einem Häftling belegt“.
Samstag, 5. Mai 1984 Der Onkel eines meiner besten Freunde, der uns das Material für die Gipsmasken besorgte, die wir unters Volk brachten, ist ein Schwein (siehe Sonntag, 26. Februar).
Freitag, 4. Mai 1984 Von Disney World in Thale und Vergewaltigung in Potsdam geträumt. Mit Angstschweiß aufgewacht.
Donnerstag, 3. Mai 1984 Gestern hat mir „Assi Blaschi“ ein vergiftetes Kompliment gemacht. Dass ich für einen Erwachsenen zwar erhebliche Bildungslücken hätte. Für einen Teenager jedoch erstaunlich gut informiert sei. Woher kommt das?
Dienstag, 1. Mai 1984 „Ein Gutes hat es ja – keine Demo“, frohlocke ich vergnügt. „Du kennst Arthur Epperlein?“, muss „Assi Blaschi“ lachen. Denn um meine doppelte Anspielung besser zu verstehen, muss man die „Epper“-Karikaturen aus der „Freiheit“ kennen.