Sonntag, 15. Juli 1984 Gestern Abend nach Einschluss haben Rudi und ich „einen Bus gebaut“. Nicht um miteinander Spaß zu haben. Sondern damit er mir unbeobachtet mein Tattoo stechen kann.
Samstag, 14. Juli 1984 Heute hat meine Mutter Geburtstag. Ein wunderschönes Datum, das den frankophilen „Psycho Killer“ von den Talking Heads in mir triggert:
Sonntag, 8. Juli 1984 Die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Mit der Gaukler Rock Band im Kopf „aufgewacht“: „Ich komm’ nicht hoch / Noch einmal umdrehen / Die Gedanken sind grau / Der Magen ist flau / Die Spucke schmeckt bitter / Im Arsch ist Gewitter …“.
Samstag, 7. Juli 1984 Gaby, der kantige Brutalo wurde vergangene Woche entlassen. Ein paar Großschnauzen verbreiten die Nachricht, dass er draußen schwer „aufgeklatscht“ worden sein soll.
Sonntag, 1. Juli 1984 Als Dank für meine Rosen an seine Kirsche verrät Dings mir ein Geheimnis. Gaby, der kantige Brutalo, der noch kein einziges Wort mit mir gesprochen hat, wird demnächst entlassen (siehe Freitag, 25. Mai).
Samstag, 30. Juni 1984 In 14 Tagen hat meine Mutter Geburtstag. Sie wird 46. Zeit für eine Liebeserklärung. Wer weiß, wie lange die Post von hier zu ihr braucht. Lieber heute als morgen eine Karte basteln, bevor wer weiß was passiert (siehe Freitag, 25. Mai).
Sonntag, 24. Juni 1984 Heute habe ich den „Ikea“-213er endlich erwischt. Er ist um die 30, Vater von zwei Kindern und ein studierter Idealist. Einer von denen, die das System von innen verändern wollten.
Samstag, 23. Juni 1984 Kurz bevor ich vorige Woche den „Ikea“-213er im Trakt gegenüber besuchen wollte, kam es zu einem heftigen Tumult im Speisesaal. Einige Strafgefangene reden gleich von einem Aufstand und wollen mitmachen.
Sonntag, 17. Juni 1984 Heute muss ich an Opa Alfred, den Vater meines leiblichen Vaters denken, an den ich mich gerne erinnere. Es würde mich interessieren, wie er dazu stehen würde, dass ich im modernsten Knast der DDR sitze.
Sonntag, 10. Juni 1984 Alles wiederholt sich. Gestern einen Brief geschrieben: „Liebe Eltern! Wieder ist eine Woche vergangen, und somit bin ich meiner Hoffnung ein Stück näher.“