Samstag, 21. Januar 1984 Heute duschen wir zu viert. Das Wasser fließt wärmer und länger, weil wir früher dran sind als „Neuzugänge“ wie ich vorige Woche. Und weil wir unsere Norm geschafft haben.
Freitag, 20. Januar 1984 Unruhig geschlafen. Von bösen Schließern, gemeinen Spitzeln und brutalen Schlägern geträumt.
Donnerstag, 19. Januar 1984 Es riecht nach Schweiß und saurer Luft. Eine herbe Mischung aus Papiersäcken, Bakelit und öligem Metall. Beim Hofgang an der frischen Luft wird es mir immer ein wenig schwindelig.
Mittwoch, 18. Januar 1984 Wo wir hier gelandet sind, will ich von Jürgen wissen. Unser Knast befindet sich in der Domstraße so gut wie im Stadtzentrum von Greifswald, erzählt er.
Dienstag, 17. Januar 1984 Heute muss ich an meine über alles geliebte „Mama“, die Mutter meiner Mutter denken. Sie wohnt in Teutschenthal, wo ich die meisten Wochenenden meiner Kindheit und viele Ferien verbracht habe.
Montag, 16. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. „Herr Wachtmeister, Verwahrraum sowieso …“, weiter komme ich nicht. Die Fistelstimme lässt etwas fallen. Anständig, wie ich bin, bücke ich mich, um es aufzuheben.
Sonntag, 15. Januar 1984 Sie kamen gestern Abend. Drei Kerle. Der erste ein ausgewachsener Gockel, der wie mein Stiefvater aussieht. Der zweite fürchterlich groß und kräftig wie mein Cousin Siegfried. Der dritte ein ganz normaler Typ wie mein Bruder. Sie wollen wissen, wer und warum ich hier bin, worauf ich so kompakt wie möglich antworte.
Samstag, 14. Januar 1984 Rums-rums, rassel-rassel, schließ-schließ. Die Tür geht auf und bleibt einfach offen. Auf dem Gang diffuses Hin- und Her. Zögerlich wage ich einen Blick nach draußen.
Freitag, 13. Januar 1984 Die Nacht dauert ewig. Schlaflos quäle ich mich mit Erinnerungen. Herbst 1977 …
Donnerstag, 12. Januar 1984 Es passiert nichts. Viele Stunden brutale Stille. Zweifel kommen auf. Warum habe ich mir das angetan? Exponentialdrift in die Vergangenheit – Frühjahr 1983 …