Freitag, 20. Januar 1984

Unruhig geschlafen. Von bösen Schließern, gemeinen Spitzeln und brutalen Schlägern geträumt.

Schließer machen mir die geringsten Sorgen, da ich seit frühester Kindheit mit allen Wassern gewaschen bin: Mit drei bis fünf im Kinderwochenheim, von sechs bis elf im Schulhort und in „Ferienspielen“, zwischendurch diverse Ferienlager. Als Pubertier im „Lager für Arbeit und Erholung“. Zuletzt Lehrlingswohnheim und vormilitärische Ausbildung.

Spitzel hätten auch keine Freude an mir, da die Stasi längst alles über mich weiß. Spätestens seit Sommer 1982 … Im Frühsommer hat mich die „Volkspolizei“ aufm Alex angezählt, weil ihnen mein Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht passte.

Authentisches Foto aus meiner Stasiakte. Es zeigt mich auf dem Alexanderplatz in Berlin im Sommer 1982.
Authentisches Foto aus meiner Stasiakte. Es zeigt mich auf dem Alexanderplatz in Berlin im Sommer 1982.

Im Spätsommer hat mich die Stasi in einen Überwachungswagen gezerrt, weil ich mich angeblich aufwieglerisch verhalten hätte. Was definitiv nicht stimmt. Egal – sie wollen mich hier nie wieder sehen. Berlinverbot! Botschaft angekommen – der Osten kann mich mal. 

Schlägereien gehe ich meist aus dem Weg. Doch wenn sie unausweichlich sind, kann ich einiges wegstecken und heftig kontern. Zuletzt musste mein Stiefvater lernen, mich nie mehr anzurühren. Mit vierzehn habe ich ihm einen Ochsenziemer aus der Faust gerissen und solange zurückgeschlagen und getreten, bis meine Mutter sich dazwischen warf, bevor einer von uns beiden stirbt. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

💡 Sie haben einen Linkedin-Account? Dann können Sie meinen Newsletter „Der 18-Jährige, der einen Zettel schrieb und verschwand“ abonnieren ✔︎ 

Matomo