Freitag, 10. Februar 1984

Eine letzte Sache noch. Dann können wir gerne einen Deckel auf dieses Kapitel machen, versuche ich unsere Unterhaltung von gestern noch mal in Gang zu bringen.

Für das, worüber wir diese Woche gesprochen haben, könnten wir beide verknackt werden. Du brauchst nur mich und ich Dich anzuschwärzen – schon müssten wir uns erklären. Oder man hat uns belauscht – dann könnten sie uns einen Strick daraus drehen.

Mir ist es egal, weil ich mit diesem System abgeschlossen habe. Ein Land, dass aus jedem Furz eine politische Stinkbombe macht, Kritiker kriminalisiert und Fernweh mit Gefängnis bestraft, ist nicht mein Land. Das wissen sie – von mir. Es ist keine Frage, ob, sondern wie lange sie mich schmoren lassen. Doch wie sieht es mit Dir aus?

„Politik geht mir am Arsch vorbei“, bringt es Andi auf den Punkt. Anschwärzen würde er mich nicht. Er wüsste gar nicht, was ich Falsches gesagt habe. Aber irgendein Paragraph findet sich immer. Da gibt er mir recht. Hoffen wir, dass uns niemand belauscht hat. 

Noch mal zuschlagen würde er jedenfalls nicht. Dafür werde seine Strafe krasser ausfallen, als meine. Mit zwei Jahren muss er rechnen. Die wurden ihm in Aussicht gestellt, wenn er seine Bewährung vergeigt. Und das hat er. Und zwar gründlich.

Gestern wollte ich „Die Heizer kommen“ von Udo Lindenberg singen. Heute ist mir mehr nach „Ich bin Rocker / Ich bin Rocker / Doch ich steh‘ nicht auf Gewalt / Ich bin nicht so ’n primitives Schwein / Und schlag ’nem Schwachen die Fresse ein …“.

Andi kriegt wieder feuchte Augen. So war es gemeint. Weiter gehts im Bakelit-Programm. Im Osten nichts Neues. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

Matomo