Dienstag, 28. Februar 1984

Acht Wochen im Knast. Heute schwelge ich in meinen Tagträumen von gestern. Nach Kathrin (siehe Samstag, 18. Februar 1984) gab es nur ein Mädchen, mit dem ich durch dick und dünn gegangen wäre.

Es fing mit ihrer großen Schwester an, in die ich mich zunächst verguckte. Sie hatte lange schwarze Haare und war „Freundschaftsratvorsitzende“. Da hatte ich keine Chance.

Später realisierte ich, dass diese unerreichbare Schönheit eine „Schwelle“ der wunderbaren Marion mit den langen blonden Haaren aus meiner Klasse ist. Tapfer sprach ich sie an. Und Marion sagte ja.

Einmal überraschte uns ihre Mutter zu Hause. Sie verhielt sich großartig. Und auch ihr Vater schaute mich niemals böse an – egal welchen Unsinn unsere Klassenlehrerin über mich erzählte. Das tat mir wirklich gut.

Wie in diesem Alter üblich, war unser Abenteuer nur von kurzer Dauer. Wir mussten uns erstmal die Hörner abstoßen. Doch wir blieben Freunde. Dann ging ich in die Lehre und sie heiratete einen anderen.

Damals schmachtete Ute Freudenberg mit der Gruppe Elefant einen Song, den ich sehr mochte – „Jugendliebe“: „Er sprach von Liebe / Dabei waren sie noch nicht mal fünfzehn Jahr’ / Schwor große Worte / Und er küsste sie und streichelte ihr Haar …“. Weiter gehts im Bakelit-Program. Im Osten nichts Neues. 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …

𝓟𝓢: Nur wenige Jahre später, im Sommer 1986 programmierte ich für eine Düsseldorfer Werbeagentur, die auf Anzeigenmotive für Musikinstrumente angesagter Marken spezialisiert war, ein komfortables PC-Programm.

Wir gründeten eine GbR und ich zog in das Haus der Inhaber der Agentur ein. Sie hatten eine Band namens Streetmark und machten regelmäßig private Mucken. Außerdem waren sie unter anderem mit Ute Freudenberg befreundet.

Ute war 1984 nach einem Auftritt in der Aktuellen Schaubude im Westen geblieben. Sie heiratete den Stuntman Peter Pieper und strandete mit ihm genau wie ich bei Streetmark in Düsseldorf.

Das verband uns sehr. Wir verbrachten viele sonnige Tage und herrliche Abende miteinander. Bis ich weiterzog und wir uns aus den Augen verloren.
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Matomo