Siebter Dienstag in U-Haft. Wir montieren Bakelit-Stecker und quälen uns grübelnd durch den Tag.
Es war in der fünften Klasse. Zum ersten Mal Geographie – mein Lieblingsfach, in dem ich bis zum Ende der achten Klasse einen Notendurchschnitt von eins Komma null hielt.
Gleich in der ersten Stunde klärte unser Geo-Lehrer uns darüber auf, dass mein Name hugenottischer Abstammung sei und „Schanno“ ausgesprochen wird. Das gefiel uns allen so sehr, dass die französische Aussprache meines Namens mein einziger Rufname wurde.
Russisch wurde Pflichtfach, in dem ich mich mit einer glatten Zwei in sechs Zeugnissen über drei Jahre wacker schlug. In der siebten Klasse standen wir vor der Wahl – entweder Englisch oder Französisch.
Selbstverständlich wollte ich Englisch lernen, um AC/DC, Bob Dylan und Pink Floyd verstehen zu können.
Aber unsere Klassenlehrerin, die sich immer sehr mondän gab, lockte uns mit einem fiesen Versprechen: Wer ihren Französisch-Unterricht wählt, kommt mit auf Klassenfahrt nach Paris, woran ich tatsächlich glaubte.
Ab der achten Klasse konnte ich die Rotlicht-Bestrahlung nicht mehr ertragen. Immer mehr Unterrichtsfächer waren völlig absurd mit politischem Unrat kontaminiert.
Fach für Fach schaltete ich ab. Mein Notendurchschnitt sank auf zwei Komma drei. Weil ich ungeniert und immer deftiger widersprach, wenn es mir zu rot wurde, bekam ich in „Betragen“ erstmals eine Vier.
Als klar war, das eine Klassenfahrt nach Paris niemals wahr werden würde, ging ich in Lernstreik und kassierte meine ersten Fünfen.
In der zehnten Klasse wurde es brenzlig. Mitten in einer „FDJ“-Versammlung riss ich mir das Blauhemd vom Leib und trat aus dem „Verein“ aus.
Zur Abschlussprüfung zog ich es für diesen einen Tag wieder an und ignorierte die hämischen Sprüche unseres Direktors.
In Deutsche Sprache und Literatur, Russisch (!), Mathematik, Physik, Astronomie und Chemie schaffte ich jeweils eine Zwei. Die Dreien und Vieren in den übrigen Fächern waren zwar hässlich aber irrelevant.
Die Abschlussprüfung bestand ich mit einer Drei. Il faut savoir tout prendre avec le sourire ;-) 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓼𝓮𝓽𝔃𝓾𝓷𝓰 𝓯𝓸𝓵𝓰𝓽 …