So geht Berühmt­werden

Gurten ist das neue Thal. Aus der steirischen Markt­gemeinde hinterm Plabutsch kam Arnold Schwarzenegger und eroberte die Welt. Aus dem noch kleineren Gurten mitten im Inn­viertel kommt Josef Penninger, und es könnte gut sein, dass er die Welt rettet.

Prof. Penninger ist Genetiker, war lange Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien und leitet seit 2018 das Life Sciences Institute an der University of British Columbia. Auf Biowissenschaftler wie ihn setzen in diesen Covid-19-Zeiten Gouverneure, Präsidenten und Regierungen ihre Hoffnungen – „wir haben jetzt die Aufmerksamkeit, die wir immer wollten“, sagte Penninger dem Standard. „Wir stehen aber auch unter Beobachtung.“ Schließlich könnte seine Forschung am Enzym ACE2 dafür sorgen, dass das Coronavirus nicht mehr an menschliche Lungenzellen andockt. Anlass genug für unseren aktuellen Einblick in die Life Sciences Österreichs auf Seite 16.

Es würde mich gar nicht wundern, wenn Österreich tatsächlich das Rennen macht. Auf etlichen Gebieten sieht es derzeit danach aus, als würde sich die strategische Mischung aus Engelsgeduld und Feuereifer endlich auszahlen. Weltmarkführer wie Frequentis machen es vor (Seite 8): Der Start entscheidet – Skirennläufer wissen das –, dann gilt es abzurufen, was man über Jahre hinweg unermüdlich trainiert hat. Salzburg mischt die Champions League auf, und auch die Wirtschaftsförderung setzt konsequent auf Jugendarbeit: Nirgendwo sonst in Europa gibt es so viel Unterstützung für Start-ups, und nirgendwo sonst sind die Gründer jünger als in Österreich (27,4 Jahre). Unterstützung heißt aber nicht nur Forschungsgelder und Vergünstigungen, sondern eben auch Aufmerksamkeit – die neue Währung der Online-Ökonomie. Dafür sorgen die Gründerwettbewerbe. Mit einer Übersicht dazu eröffnet Mehmet Toprak dieses Heft (Seite 5).

Und es gibt noch mehr gute Nachrichten: In der Energiewende überholt Austria praktisch ganz Europa – die USA und Asien sind hier keine Konkurrenz, nicht einmal bei Akkus für E-Fahrzeuge; die Kreisel-Brüder haben Tesla in diesem Punkt vieles voraus. BlueSky Energy dagegen kann Strom in harmlosem Salzwasser speichern. Den Report zum Thema finden Sie auf Seite 12. Und die nächste Erfolgsgeschichte folgt sogleich: Kai Tubbesing berichtet aus Wien, Linz und Graz, wo Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) gerade durch die Decke gehen: virtuelle Immobilienpräsentationen, dreidimensionale BIM-Gebäudeplanung, Datenbrillen mit integriertem Eye-Tracking, maßstabgetreue Hologramme für Industriedesigner und interaktiv aufblühende klassische Gemälde – Beispiele für erfolgreiche Extended Reality gibt es fast ohne Ende, unser Autor hätte damit das halbe Heft füllen können, sagt er. Seine Best-of-Auswahl beginnt auf Seite 14.

Manches davon dürfte sich die Tourismusbranche schnappen, die derzeit eine neue Digitalstrategie startet. Die Branche hat damit zu kämpfen, dass zwischen Anbieter und Kunde die globalen Buchungsplattformen auf den Daten sitzen. Die Gegenoffensive läuft unter dem Namen Next Level Tourism Austria, „Einkehrschwung zur Datenwirtschaft“ hat Dirk Bongardt seinen Bericht überschrieben (Seite 17). Zumindest wenn künstliche Intelligenz ins Spiel kommt, wäre der digitale Tourismus im eigenen Land bestens bedient. Es gibt zwar noch viel zu tun, vor allem wenn die Übersetzung in konkrete Use Cases ansteht (Seite 10). Aber dafür hat Österreich ja AIOS. Die Grazer Entwickler von Leftshift One nennen es das „KI-System mit Gewissen“ und versprechen volle Datenhoheit für die Kunden. Als Erste.

Quelle: IT-Unternehmen aus Österreich stellen sich vor 1/2020 in c’t 25/20

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Matomo