Sverige Technologie einfach machen

Die Gravitationskraft der Hannover Messe wächst und wächst mit ihrer Masse. 2019 hat sie praktisch alle ITK- und Technologiethemen an sich gezogen, vom Internet der Dinge über Digital Twins und die Zukunft der Arbeit bis zu VR und KI. Mit Schweden hat die deutsche Industrie diesmal ein Partnerland geladen, das auf Augenhöhe agiert.

Ja mehr als das: Ausbildungs- und innovationstechnisch liegen die Skandinavier deutlich vorne. Aus Schweden kommen Skype, Spotify und Klarna sowie die Browserspielschmieden King und Mojang – allesamt Tech-Einhörner, die es über die 1-Million-Dollar-Wertmarke schafften. Oder Ingvar Kamprad. Er hat seinerzeit mit IKEA die gesamte Möbelbranche auf eine Weise verändert, die man heute als „disruptiv“ bezeichnen würde. Ganz abgesehen von gestandenen Größen wie Vattenfall, Volvo und Ericsson.

Vor allem Ericsson wird auf der Hannover Messe Anfang April im Fokus stehen, denn praktisch zeitgleich nimmt in Deutschland der 5G-Ausbau konkrete Formen an. Der schwedische Weltmarktführer in Sachen Kommunikationstechnologie dürfte dabei um so mehr zum Zuge kommen, je weiter sich der Verfolger Huawei von der Politik in die Defensive gedrängt sieht. Vom Stand des Mobilfunkausbaus berichtet Dirk Bongardt (Seite 4), eine kompakte Übersicht zur Hannover Messe gibt es auf Seite 14.

Ebenfalls in Hannover, aber schon am 13. und 14. März, hat außerdem die secIT den offenbar richtigen Zeitpunkt gefunden. Die Kombination von Fachvorträgen, Workshops und Ausstellung wird aus den Heise-Redaktionen von c’t und iX heraus kuratiert und hat sich bereits 2018 als Volltreffer erwiesen.

Kein Wunder, IT-Security ist derzeit – wieder einmal – das Verzweiflungsthema in weiten Teilen der Wirtschaft. Was die secIT 2019 konkret vorhat, zeigt die Übersicht auf Seite 16. Das Spektrum reicht von der gestaffelten Systemhärtung über die ersten DSGVO-Strafzahlungen und die Strafverfolgung im Netz bis zu Pentests und Incident Response. Apropos DSGVO: Welche Optionen datenschutzkonformer Cloud-Services es in der Region gibt, erklärt David Schahinian auf Seite 7 in diesem Heft.

Wichtig dabei: IT-Security ist längst keine reine IT-Domäne mehr. Seit Produktionsstraßen, Haushaltsgeräte und Straßenlaternen allesamt im Internet of Everything hängen, gehört jeder Maschinenführer und jeder Bauhofmitarbeiter zum Kreis derjenigen, die sich der Verwundbarkeit ihrer Gegenstände bewusst sein sollten. Insofern ist es schon auch gruselig, wenn Berlin, Dresden oder Hamburg eifrig an Mobilitätskonzepten basteln, die automatisierte bis autonome Fahrzeuge mit E-Ladestationen, Copter-Taxis und allgegenwärtiger Sensorik verbinden (Seite 17). Als noch kritischer sind die intelligenten Versorgungsnetze einzustufen. Wie es bei den Smart Grids und der Sektorenkopplung aussieht, erklärt Friedrich List auf Seite 12. In Schweden wurden die ersten Smart Meter übrigens schon zu Beginn des Jahrtausends ausgerollt. Jetzt ist es so weit, dass die Geräte ersetzt werden müssen.

Und was treiben die Schweden in den langen, kalten Winternächten? Informatik, offenbar. Gemeinsam mit dem Nachbar Finnland hat Schweden bei der Gesamtbeschäftigung den höchsten relativen Anteil von IT-Fachleuten: über 6 %. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote zuletzt bei 3,7 %, was genau dem EU-Durchschnitt entspricht. Insofern ist es gut, wenn man sieht, dass die deutschen Universitäten ihre Studiengänge auf die Anforderungen der Industrie 4.0 ausrichten. Zwei aktuelle Beispiele: Data Science und Kryptologie (Seite 10). Studienplätze gibt es u.a. in Berlin und Potsdam oder an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo. Vorausgesetzt, man findet vor Ort eine bezahlbare Bleibe. Wohnst du noch oder studierst du schon?

Quelle: IT-Unternehmen aus der Region (PLZ 0-3) stellen sich vor 1/19 in c’t 6/19

Matomo