Die Netzweichen sind gestellt

Das „Fräulein vom Amt“ kennt heute wohl kaum noch jemand – vielleicht mit Ausnahme der Fans alter Schwarz-Weiß-Filme, in denen quirlige Telefonistinnen wieselflink mit zahllosen Kabeln hantieren. Ebenso obsolet werden uns bald schon Begriffe wie analoge Telefonie oder ISDN (mal ehrlich: Wer weiß noch, was das Kürzel eigentlich bedeutet?) vorkommen.

Ende 2018 wird ISDN abgeschaltet und die Deutsche Telekom will bis dahin ihr Netz vollständig auf IP-Telefonie umgestellt haben. Wer dann unbedingt noch weiter mit seiner ISDN-Anlage arbeiten will, kann entweder zu einem Provider wechseln, der die veraltete Technik weiterhin unterstützt, oder sich mit anderen Notlösungen behelfen. Besonders vorausschauend erscheint das nicht, denn über kurz oder lang lässt sich weder für Privatkunden noch für Unternehmen die Umstellung auf IP-Telefonie vermeiden.

Deshalb erforscht Doris Piepenbrink gleich zu Beginn im Gespräch mit den All-IP-Experten Patrick Molck-Ude und Werner-Eduard Gabriel von T-Systems, wo die Chancen und Herausforderungen der IP-Migration liegen (Seite 4). Welche grundsätzlichen Strategien für die technische Umsetzung der Migration auf All-IP anbieten, lässt sie sich anschließend vom Telekom-Entwicklungsleiter Klaus Müller erläutern. Darüber hinaus erklärt ihr Sacha Christian Jahn von Motecs, dass es zum Aufbau einer zeitgemäßen TK-Anlage auch ganz einfache Lösungen gibt, wie etwa die IP-PBX von 3CX (Seite 6).

Steht erst einmal die neue ITK-Infrastruktur, braucht es natürlich auch intelligente Softwarelösungen, die die produktivitäts­steigernden Potenziale der IP-Kommunikation ausschöpfen können. So verdeutlicht Chloe Mahtaney auf Seite 17, wie beispielsweise der weltweite Erfolg der WebRTC-Technologie unter Beweis stellt, dass IT-affine Ansätze zur Kommunikation auch in Bereichen wie der Medizin oder dem Bildungswesen Anwendung finden können. Nicht zuletzt sollte eine umfassende UC-Lösung auch über ein anwendungs­orientiertes Voice-Service-Management-System verfügen, wie Bernd Hohgräfe auf Seite 13 hervorhebt.

Im zweiten Schwerpunkt dieser Ausgabe dreht sich alles um raffinierte Lösungskonzepte, die überraschende Möglichkeiten verschiedener Netzwerk­technologien ausleuchten. Dr. Harald Karcher hat dafür in seiner Modellwohnung mit dem kostenfreien WiFi Planner von devolo einen ausführlichen Wireless Site Survey simuliert. Im Praxistest konnte er via Heatmap-Generator präzise feststellen, wie viele WLAN-Access-Points nötig sind, um im 2,4- und im 5-Ghz-Band noch bis in die allerletzte Ecke zu funken (Seite 8). Dass der beste High-End-AP aber immer nur so viel Gigabit-Speed bringt, wie die verbauten Ports und Switches durchlassen, ist für ihn außerdem ein schlagkräftiges Argument für die Versorgung der WLAN-Welt mit bezahlbaren 2,5-Gbit/s-Switches (Seite 11).

Der Datentraffic nimmt aber nicht nur in hochgepowerten WiFi-Netzen kontinuierlich zu. Das beweisen neue IoT-Vernetzungsansätze wie die sich rasant ausbreitende LPWAN-Technologie. Über ein Low Power Wide Area Network wie das des weltweit expandierenden Anbieters Sigfox können bislang nicht vernetzbare Bauteile eingebunden, Logistiktransporte überwacht oder riesige Landmaschinen gesteuert werden. Aurelius Wosylus zeigt ab Seite 15, dass das Ganze zudem ohne die übliche Mobilfunk­anbindung funktioniert, kaum Strom verbraucht und sich außerdem zugriffs- und daten­schutz­sicher abschotten lässt. Da hätten auch die Fräuleins vom Amt keine Chance mehr, heimlich mitzulauschen.

Quelle: Kommunikation und Netze 1/2017 in iX 7/2017

💡 Sie haben einen Linkedin-Account? Dann können Sie meinen Newsletter „Der 18-Jährige, der einen Zettel schrieb und verschwand“ abonnieren ✔︎ 

Matomo