Hier ist der Verkehrsfunk mit einer Stauwarnung

„Forschung war’s nicht“, wusste Angela Merkel, als sie auf dem Nationalen IT-Gipfel im Herbst 2014 nach dem dritten F-Wort suchte und alle lachten. Es ging um Industrie 4.0 und Machine-to-Machine-Kommunikation, aber das gesuchte Wort war: „Festnetz“. Da lachte merkwürdigerweise niemand, obwohl es doch komisch ist.

Klar, die umfassende Vernetzung von Menschen, Geräten und Maschinen im Internet der Dinge wird im Hintergrund faustdicke Leitungen brauchen, in der Peripherie aber vor allem leistungsstarke Funkverbindungen. Mit IPv6 stehen immerhin genügend Adressen für jede der Milliarden von Kontakten zur Verfügung.

Darüber hinaus wollen zahllose Sensoren und Sender dauerhaft mit einer möglichst nur minimalen Menge Strom versorgt sein. Und die Mobilfunkbetreiber werden ihre Netze noch einmal kräftig ausbauen müssen, um den Big M2M Bang aufzufangen. Der LTE-Nachfolger 5G kommt dafür wohl gerade noch rechtzeitig, sagt Harald Karcher in unserem Schwerpunktbeitrag ab Seite 6.

Wir bleiben dann weiter auf dem Stand der Technik: WLAN-11ac ist bereits da – aber wie stark es im Einzelfall wirklich ist, hängt von den Antennen und der MIMO-Kombination des jeweiligen Gerätes ab. Darüber wiederum geben Apple und andere Hersteller nur ungern Auskunft. Wir haben deshalb eine Marktübersicht zusammengestellt (Seite 14), die an gängigen Modellen genau auflistet, welches Notebook welchen AC-Speed bringt. Mit dabei, aber außer Konkurrenz: 11ac- USB-Sticks zum Anstecken und Aufrüsten.

Wo ein bereits AC-taugliches Android-Handy (LG G3) kostenlose Access Points findet, haben wir live in Wien ausgetestet. Auf dem 2,4-GHz-Band, so zeigte sich, ist insgesamt kaum noch ein stabiler WLAN-Betrieb möglich. Auch sonst hat die Welthauptstadt der Kaffeehauskultur noch deutlich WiFi-Luft nach oben – das zeigt nicht zuletzt der Vergleich mit München ab Seite 24.

Und noch eine Technologie dürfte unmittelbar relevant für das Internet of Things sein: TransferJet heißt der jüngste Nahfeldfunk, über den wir ab Seite 16 berichten. Er soll in Deutschland noch zum Weihnachtsgeschäft 2014 auf den Markt kommen.

Tatsächlich soll das Pairing denkbar flott und simpel sein und der Datentransfer auf Kurzdistanz enorm schnell – wenn auch längst nicht so schnell wie ein gut ausgebautes 3×3-MIMO-11ac- WLAN. Für die rasche Übertragung von Bilderalben, Videos und andere Großdateien taugt TransferJet offenbar gut. Für die Sicherheit soll die Technologie selbst sorgen: Höchstens 3 Zentimeter Abstand sind zum Abhören schlicht zu kurz.

Der zweite Heftschwerpunkt bleibt beim Thema Bandbreite, legt aber mehr Gewicht auf die praktische Anwendung. Zuerst hat uns interessiert, wie man mit Videokonferenzdiensten aus der Cloud ein ganzes Firmennetz lahmlegen kann (Seite 16). Das war nicht leicht, denn nur Cisco liefert zu WebEx ein Statistik-Tool mit, das genaue Auskunft gibt. Nachmessungen zeigten jedoch, dass Skype zwar prima Tonqualität bietet, aber vollkommen sorglos mit der verfügbaren Bandbreite umgeht: Mit einer einzigen Konferenz ist zum Beispiel ein Kabelhausanschluss im Upload bereits dicht. Google Hangouts, Citrix GoTo- Meeting und eben WebEx können ihren Bedarf im Vergleich dazu deutlich besser steuern.

Solche Parameter – und eine Reihe weiterer – gilt es zu bedenken, wenn sich ein Unternehmen ganz in eine Landschaft aus Unified Communications and Collaborations (UCC) begibt. Noch härter müssen die Argumente sein, wenn die gesamte Organisation von einer Cloud-Lösung auf eine andere umsteigt – so geschehen beim Autovermieter Sixt.

Der Münchener Weltmarktführer zog kürzlich von Google Apps for Business auf Microsoft Office 365 um. Die Gründe dafür nennt Alexander Sixt im Interview ab Seite 22: gute Office-Software, gute Cloud-Zusammenarbeit und saubere Lync-Integration. Was der Weltmarktführer, der mittlerweile voll auf Yammer und Collaborative Working setzt, jedenfalls nicht gebrauchen kann, ist stockender Ver- kehr durch verstopfte E-Mail-Kanäle.

Quelle: Kommunikation und Netze II/2014 in iX 12/2014

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Matomo