Redaktion bietet Schutz vor Astroturfing

„Es gibt für alles ein Wort“, notiert Giesbert Damaschke und meint damit die merkwürdige Vokabel Astroturfing. Dabei handelt es sich um die konzertierte Irreführung von Zielgruppen aus meist kommerziellen Gründen, die Herrn Knüwer, den Ehrenblogtor vom Handelsblatt sehr indiskret werden ließ.

Dabei ist das Problem seit Jahren bekannt und ein wesentlicher Grund, weshalb das MittelstandsWiki für Autoren eine geschlossene Benutzergruppe ist. Ohne redaktionelle Kontrolle würden viele Themen für Unternehmen anrüchige Verkaufstexte ungeübter Schreiberlinge sein, die plumpe Werbung glaubwürdiger finden als sachliche Fakten. Noch ungehemmter würde es in Diskussionen und Kommentaren zugehen.

In seinem Beitrag mit dem treffenden Titel „Offen für Zerstörung“ in Technology Review 6/08 berichtet das Magazin für Innovation über einen Wikipedia-Aufsatz, wonach „in 94 Prozent der wesentlichen Themen (in der englischen Wikipedia), für die es exzellente Beiträge geben sollte, der Standard nicht erreicht“ werde. Das Grundproblem sei, „dass die Prozesse der Überarbeitung und Begutachtung kaum in der Lage sind, es mit der wachsenden Menge von Textmaterial aufzunehmen“. Hinzu kämen mutwillige Beschädigungn oder inkompetente Veränderungen.

So viel Abfall kann sich das MittelstandsWiki nicht leisten. Deshalb dürfen nur qualifizierte Autoren schreiben, deren Beiträge professionell lektoriert werden, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen. Leserbriefe haben es etwas leichter, wenn sich ihre Schreiber an die Grundregeln menschlichen Miteinanders halten.

Weil der Tagebuchschreiber, der für das Handelsblatt recherchierte, einst auch deftig gegen den MittelstandsBlog prollte (und mich als Leser verprellte), musste ich die Notiz von Giesbert lesen, um zu erfahren, dass es für unseriöse Öffentlichkeitsarbeit im Internet einen weiteren Anglizismus gibt.

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Matomo